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Umgang mit nicht-kooperativen Ehepartnern

„Unsere Küche ist veraltet, unverändert seit Mutters Tod. Ich lebe darin wie die Generation vor mir. Wie oft habe ich meinen Mann angebettelt, dass wir sie erneuern. Es liegt nicht am Geld. Es ist vielmehr das Prinzip meines Mannes, dass nichts erneuert wird, das noch funktionsfähig ist. Wir können über dieses Thema nicht sprechen. Sobald ich es anschneide, rastet er aus.“ Warum geht mein Partner nicht auf Wünsche ein? Wieso blockiert er jedes Gespräch, bei dem ich Klärung wünsche? Warum regt er sich auf, wenn ich Vorschläge mache? Wieso will er immer genau das Gegenteil von dem, was ich wünsche?

„Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen (1.Mose 2,21)… und Gott baute eine Frau und brachte sie zu ihm (1. Mose 2,22b)“. Das Ergebnis waren zwei Menschen, beide perfekt und vollkommen, aber vollkommen anders! Diese führt Gott zueinander als Bereicherung, als Freude, als gleichwertige Partner, als Ergänzung! Miteinander sollten sie eine Einheit, ein Ganzes bilden. Das ist bis heute von Gott her nicht anders gedacht. Doch wir leben nicht mehr im Paradies, sondern in einer gefallenen Welt. Schon im Mutterleib bekommen wir Eindrücke mit. Zur einzigartigen DNA kommen alle Prägungen dazu, die wir aus Verhalten, Worten, Taten der Umwelt – und speziell aus unserer Ursprungsfamilie – automatisch aufnehmen und lernen.

Dieses komplizierte Etwas tritt uns im Alltag mit unserem Ehepartner entgegen. Zur Anfangszeit stand die Faszination des Andersseins im Vordergrund der Beziehung – das Gefühl, angenommen, bewundert und geliebt zu werden. Im Lauf der Jahre aber macht sich der Eindruck breit, vom anderen manipuliert, nicht ernst genommen, unterdrückt, gedemütigt, falsch verstanden zu werden.

Dabei spielen häufig frühere Erfahrungen mit, die – bewusst oder unbewusst – Vorsichts- oder Abwehrmaßnahmen auslösen: Schweigen oder Ausrasten, je nach Temperament. Schweigen ist eine Entscheidung, während man ausrastet, weil man die Kontrolle verliert.

Was ich aus dem Mund der Männer höre (manchmal auch von Frauen):

Ich habe Angst davor, von ihm/ihr überfahren zu werden.

Sie/er gibt mir keine Zeit, darüber nachzudenken.

Sie/er ist viel wortgewandter als ich. Mir fehlen die passenden Antworten. Also blockiere ich zunächst alles.

– Wenn sie weint, erinnert es mich an meine Mutter, die mich mit Tränen immer unter Druck setzte.

– Wenn ich schweige, will ich sie/ihn nicht verletzen. Ich bin nur überfordert und weiß nicht, was ich sagen soll.  –  Ich weiß oftmals nicht einmal, was er/ sie will.

– Manchmal höre ich bewusst nicht hin, weil es nur endlose Diskussionen gibt.

– Wenn meine Frau/mein Mann meint, wir sollten über etwas reden, endet es gewöhnlich in einem Durcheinander von Gefühlen und Streit. Zum Schluss verstehe ich gar nichts mehr, und es ist schlimmer als zuvor.

– Ich habe Angst vor seinen/ihren Emotionen. Deshalb lasse ich es erst gar nicht zu einem Gespräch kommen.

Nicht kooperative Partner sind oft Menschen, die hilflos sind. Manchmal verbergen sich dahinter Unsicherheit und Ängste. Was kann helfen?

Die Familiengeschichte des Partners kennenlernen

Reden Sie über Ihre Familiengeschichte! Das muss nicht auf einmal sein. Wenn Ihnen etwas einfällt, erzählen Sie es. Berichten Sie von Ferienerlebnissen, über das, was Sie erfreut hat. Sprechen Sie über das, was schwer war. Sagen Sie, wer Sie in Ihrer Teenagerzeit verstanden hat. Fragen Sie nach, wie der Partner es erlebt hat. Sprechen Sie Verstehen aus, wo er gelitten hat. Lachen Sie mit ihm, wenn etwas komisch war für ihn. Aus diesen Schilderungen kann ein Bild des Verstehens wachsen.

Vertrauen zum Partner aufbauen durch Lob

Den Partner verbal wissen lassen, dass man zu ihm steht und ihn achtet. Sagen Sie z. B.: Ich bin froh, dass Du bei mir bist. Ich bin stolz auf Dein Wissen. Du gehst sorgfältig mit den Finanzen um. Danke! Du hältst alles so gut in Ordnung!

Durch Zuwendung und Nähe

Legen Sie im Vorbeigehen die Hand auf seine/ihre Schulter. Streichen Sie über die Haare. Legen Sie Ihre Hand auf die Seine/Ihre.

Durch Gebet

Das erstaunt Sie vielleicht. Aber das Reden mit Gott über den Partner kann bewirken, dass neues Vertrauen wächst. Gott kann Ihnen dabei die Augen öffnen, warum Ihr Partner so ist, wie er ist. Und wenn Sie ihn verstehen, können Sie besser mit seiner Eigenart umgehen und ihn besser annehmen. Wer sich angenommen fühlt, verliert mit der Zeit die Angst, sich zu öffnen. Bitten Sie Gott darum, dass ER Ihr Mittelpunkt wird beim Reden, Hören und Tun.

Manchmal hilft entschiedenes Handeln

Nach Absprache mit einem Therapeuten ist manchmal Handeln angesagt, auch wenn das zunächst für den Partner wie ein Übergriff erscheint. Trotzdem kann dieses Handeln auf Dauer besser sein als die Bitterkeit und Vorwurfshaltung, die sich zwischen beiden ausgebreitet hat, bestehen zu lassen.

Finden Sie Wege, um Freude in Ihr Leben zu streuen

Ein Musikinstrument erlernen. Musik erfreut das Herz. Sich einbringen in einem Pflegeheim, evtl. zum Vorlesen. Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück. In einem Chor mitsingen, Menschen kennenlernen, um nicht um das ungelöste Problem zu kreisen. Malen, basteln, Marmelade kochen, pflanzen, walken, etc. Leben Sie alles, was im Rahmen der Möglichkeiten ist, und verlieren Sie nicht Ihr Vertrauen in Gott.

Ein paar Tipps:

Lassen Sie nicht zu, dass die Schwierigkeiten zum Mittelpunkt werden!

–  Machen Sie den Partner nicht für Ihre Lebenserfüllung verantwortlich!

–  Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Zuneigung verloren geht!

–  Beten Sie!

–  Geben Sie negativen Gedanken keinen Raum. Das schadet Ihnen selbst!

Quelle: Familie – Leben – Mission live, Nr. 127, 4. Quartal 2013
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