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Andacht: Haben wir die beste aller Gaben?

„Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ (Lukas 2, 6.7)

Was für eine beschwerliche Wanderung war es, die Joseph mit Maria von Nazareth nach Bethlehem machte! Und wie beschwerlich war das Suchen, als sie nun in Bethlehem angekommen waren und sich nach einem Raum umsahen, wo sie bleiben konnten. Alles überfüllt! Nirgends ein Platz für sie. Es blieb endlich nur die Herberge übrig, in der die Leute ab- und zugingen. Da – am Eingang des Stalles fanden sie ein Plätzchen, wo sie bleiben konnten. Hier wurde der Heiland der Welt geboren. Auf Heu und Stroh, in einer Futterkrippe für das Vieh, war sein erstes Lager in dieser Welt.

Wie bezeichnend war das für ihn! Kein Raum für ihn, das stand schon über seiner Geburt. Kein Raum für ihn, das war auch die Überschrift über seinem Leben. Er mußte von sich selber sagen: »Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege.« So arm ging er durch das Land, daß er manchmal draußen unter dem gestirnten Himmel und dem Tau der Nacht hat liegen müssen. Und kein Raum war für ihn, als er starb. Ausgestoßen von den Menschen, so hing er am Kreuz von Golgatha, zwischen Himmel und Erde. Wie ergreifend, wie erschütternd: da kommt der Eingeborene vom Vater, voller Gnade und Wahrheit – und die Menschen, zu deren Errettung aus der Macht Satans er gekommen ist, haben keinen Raum für ihn.

Aber, wie es damals war, so ist es noch heute. Wie viele, die keinen Raum für ihn haben in ihrem Haus und Herzen! Zwar äußerlich sieht es nicht danach aus. In der Hütte wie im Palast wird Weihnachten gefeiert, der Geburtstag Jesu. Überall werden Weihnachtslieder laut. Und doch, wenn man recht zusieht, merkt man, daß man zwar den Geburtstag Jesu mitfeiert, für das Geburtstagskind selber aber keinen Platz und keine Gedanken hat. Man kann andern schöne Gaben schenken und sich selber beschenken lassen, aber für die eine große, kostbare Gabe Gottes hat man keinen Raum. Die braucht man nicht. Die lehnt man ab. Man hat ein Christentum ohne Christus. Man nennt sich einen Christen, aber man folgt dem Heiland der Welt nicht nach. Man feiert Christi Geburtstag, aber man erlebt seine Geburt nicht im eigenen Herzen und Leben. Das Sprüchlein hat recht: »Wär‘ Christus hundertmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du gingest doch verloren!«

Aber, was hilft uns das Weihnachtsfest mit all seinen Gaben, wenn wir die beste aller Gaben nicht haben! Darum frage ich dich: Hast du schon dem Christkind dein Herz aufgetan, daß es ihm zum Kripplein wurde? Nur damit kannst du Weihnachten recht feiern, im Geist und in der Wahrheit, wenn Christus in dir geboren wird.

Pfarrer Ernst Modersohn

Quelle: Tägliche Stille, Andachten für jeden Tag, VLM Bad Liebenzell

Ernst Modersohn war der jüngere Bruder des Landschaftsmalers Otto Modersohn. Er studierte evangelische Theologie und wurde Pfarrer und Evangelist. Modersohn war außerdem Vorstandsmitglied des Gnadauer Verbandes, des Jugendbundes für entschiedenes Christentum und des Gemeinschafts-Diakonieverbandes sowie Mitbegründer des Pfarrergebetbundes.