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Predigt über 2. Petr 3,1–13: Wer den Weltenbrand erwartet, lebt anders

Montag 6. Februar 2023 von Pastor Dr. Stefan Felber


Pastor Dr. Stefan Felber

Liebe Gemeinde, „wir Deutschen“, so sagte der alte Reichskanzler Otto von Bismarck im 19. Jahrhundert, „wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt.“ Ein stolzer Satz, dem man noch manche ähnliche an die Seite stellen könnte, etwa von Konrad Adenauer, dem ersten deutschen Kanzler nach 1945. Also, Bismarck: Gott fürchten, aber sonst nichts auf der Welt. Wie würde der Satz heute lauten? Hier ein Vorschlag: Wir fürchten zwar Gott nicht mehr, aber dafür so ziemlich alles andere auf der Welt. So möchte ich in dieser Predigt eine sehr einfache These entfalten: Wer Jesus erwartet, denkt, betet und lebt anders.

Greifen wir zunächst zurück zu dem gehörten Psalm 53:

„Sie fürchten sich da, wo nichts zu fürchten ist!“ (Ps 53,6)

Aber wo es um das Wichtigste geht, um die Ewigkeit, um die Wiederkehr Jesu Christi zum Gericht über Lebende und Tote, da fürchten sie sich nicht! David schüttelt sich, als Denker wie als Beter: Wie ist so etwas überhaupt – möglich? Tatsächlich: Es ist möglich, und es geschieht, millionenfach unter den Menschen. Wir fürchten Menschen, weil wir so verdammt gerne dazugehören wollen. Nichts fürchten wir so sehr, als mutterseelenallein dazustehen. Eigentlich ist das Bedürfnis nach Gemeinschaft etwas gutes, ja uns Menschen eingestiftet. Aber wehe, wenn kein Glaube mehr darübersteht: Dann verfallen wir dem anderen, der Gruppe, der Tradition, oder, wenn der Individualismus alle Traditionen und Vereine zerbrochen hat, dem Staat. Wir fürchten zwar Gott nicht mehr, aber dafür so ziemlich alles andere auf der Welt. Gerade die Deutschen wollen auf Biegen und Brechen die gleichesten von allen sein. Das erklärt viel von der Dynamik der deutschen Politik (und zwar nicht erst seit gestern).

Die Bibel nennt es die Torheit der Welt: Sich dort nicht fürchten, dort keine Ehrfucht empfinden, wo es um das letzte und wichtigste, das beste und schönste geht: Wer sich nicht einmal dort fürchtet, wo der heilige Gott um die Ecke ist – ein solcher Mensch wird zum Spötter, für den gar nichts heilig ist, der „keine roten Linien“ kennt! Doch es gibt eine rote Linie. Das ist Gottes Wort. Wer Gott nicht fürchtet, wird zum Spötter. So der Psalm, so auch Petrus im Predigttext. Vor allem sollt ihr wissen, betont Petrus, nachdem er sich in Kap. 2 an den Irrlehrern abgearbeitet hat, vor allem sollt ihr wissen, daß in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die die Ankündigung der Wiederkunft Christi für einen Mythos halten. Kommt aber Christus nicht wieder, so gibt es kein Gericht über diese Welt. Das ist das Spötter-Argument!

Im ersten Korintherbrief zerlegt Paulus das gleiche Argument mit Blick auf die Auferstehung:

„Wenn aber Christus gepredigt wird, daß er von den Toten auferweckt ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.“ (1.Kor 15,12f.)

Auch hier: Der Spötter setzt von vornherein voraus, es gäbe keine Auferstehung. Tot bleibt tot, da helfen keine Pillen. Von dort schließt er: Auch Christus kann nicht auferstanden sein. Noch ein Beispiel, die Jungfrauengeburt! Hier läuft das Argument ganz ähnlich: Es gibt nach aller Erfahrung, d.h. wenn nichts äußerliches, weder ein Mann noch eine spezielle medizinische Behandlung auf die Frau einwirkt, keine Schwangerschaft. Kein Storch bringt das Kind herbei! Diesen allgemeinen Grundsatz kannte auch Josef, der Verlobte Marias, genau und schloß messerscharf, daß etwas passiert sein muß, was nicht sein darf.

Sagen wir‘s allgemeiner: Wunder sind Wunder, weil sie uns wundern machen: Das Außer-Gewöhnliche, Erstaunliche. So geht es durch die ganze Bibel und durch die Zeiten bis heute: Wunder werden bestritten, weil sie der Erfahrung, der Gewohnheit widersprechen („dees hammer scho immer so gmacht, dees war scho alleweil aso“), aber auch, und diesen Gedanken brauchen wir jetzt besonders, weil Menschen ihr Denken und Verhalten nicht ändern wollen. Denn: Wenn ich ein Wunder anerkenne: wenn also Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, wenn er mit wenigen Broten und Fischen tausende Menschen speisen konnte, wenn er über das Wasser ging, den Sturm stillte und den Blindgeborenen heilte, wenn er auferstand usw. – wenn ich so ein Wunder anerkenne, dann würde ich auch die Autorität dessen anerkennen, der das Wunder getan hat. Dann müßte ich meine ganze Sicht der Welt ändern. Das wollen die Spötter aber nicht, sondern:

… ihren eigenen Begierden nachgehen (V. 3).

Das gleiche schreibt der Bruder Jesu, Judas (nicht der Verräter), in seinem Brief:

„Ihr aber, meine Lieben, erinnert euch der Worte, die zuvor gesagt sind von den Aposteln [Petrus: Propheten und Apostel] unseres Herrn Jesus Christus, da sie euch sagten: Zu der letzten Zeit werden Spötter sein, die nach ihren eigenen gottlosen Begierden leben. Diese sind es, die Spaltungen hervorrufen, irdisch Gesinnte, die den Geist nicht haben.“ (Judas 17–19)

(Da die Pharisäer die Wunder Jesu selbst sahen und nicht bestreiten konnten, griffen sie zum letzten Argument und sagten, Jesus sei mit dem Teufel im Bunde, sonst könnte er das alles gar nicht tun. Diese Variante der Bestreitung lassen wir jedoch für einen Moment außer Betracht, denn sie setzt immerhin voraus, daß von Gott oder Teufel grundsätzlich Wunder vollbracht werden können.)

Das Wunder anerkennen heißt: sein Leben ändern. Die Wiederkunft Jesu anerkennen und erwarten heißt: Buße tun! Doch, wie gesagt, das ist es, was die Spötter nicht wollen, wozu Petrus aber die Gemeinde hinlenken will. Wir werden gleich darauf zurückkommen. Jetzt wollen wir aber noch sehen, wie Petrus den Spöttern antwortet.

Denn nun treibt er es auf die Spitze. Es geht nicht mehr um irgendein Wunder in Vergangenheit und Gegenwart. Es geht um das allerletzte Wunder der Geschichte. Das ist das Wunder, an dem alle Menschengeschichte aufhört. Dieses Wunder liegt noch in der Zukunft, ist aber genauso gewiß wie die bisherigen Wunder.

Die Spötter argumentieren genauso wie heutige Atheisten und die meisten Vertreter der Evolutionstheorie: Die Grundsätze, nach denen sich alle Entwicklung vollzieht, werden auch in Ewigkeit die gleichen Grundsätze sein. Woher wissen sie das? Nun, garantieren können sie es nicht, aber was sie sehen oder zu sehen meinen, ist:

„Nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.“ (V. 4)

Wir kennen das. Den Satz „Das war doch schon immer so“ haben wir alle schon mal gehört oder gesagt. Muß auch nicht falsch sein! Nur, wenn er sich gegen Gottes rote Linie richtet, verliert er seine Gültigkeit. Wie geht nun Petrus mit diesem Argument um? Er könnte einfach sagen: Wenn Gott wirklich Gott, allmächtig ist, dann ist mit allem zu rechnen. Das (jedenfalls so ähnlich) spart sich Petrus aber für später auf. Zuerst erinnert er die Spötter daran, daß sie bitte etwas genauer in die Geschichte schauen sollen:

„Denn sie wollen nichts davon wissen, daß der Himmel vorzeiten auch war, dazu die Erde, die aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte durch Gottes Wort; dadurch wurde damals die Welt in der Sintflut vernichtet.“

Den Spöttern, die sich auf die Festigkeit der Natur berufen, hält Petrus entgegen: Ach ja? Als die Sintflut kam, trösteten sich auch die meisten damit, die Natur könne nicht einfach untergehen. Die Zeitgenossen Noahs (Kap. 2) konnten damals mit gleichen guten Gründen sagen, die Welt sei zu groß und die Natur zu fest, als daß ein Gericht sie vernichten könnte. Doch die Welt ist viel fragiler, als wir denken. Damals ging die Menschheit unter, weil die Elemente durcheinander kamen. Himmel und Erde brachten über die, die Gott strafen wollte, die Flut. „Aus Wasser und durch Wasser“, schreibt Petrus, hatte die Welt damals Bestand, aber eben nicht durch sich selbst, sondern durch Gottes Wort. Sie ist nicht ewig, wie die griechische Philosophie dachte, sondern sie hat einen Anfang und ein Ende. Und wenn Gott sagt, es sollte sich ändern, so verlassen die Wasser ihre Grenzen und überfluten einfach alles.

Nach der Flut garantierte Gottes Wort:

„Ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1.Mose 8,21b–22)

„Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, daß hinfort nicht mehr alles Fleisch ausgerottet werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.“ (1. Mose 9,11)

Darin hat er nicht gesagt, er würde der Erde eine ewige Bestandsgarantie geben. Aber er hat gesagt, daß sie nicht mehr durch Wasser verwüstet werden würde. Bei den anstehenden letzten Gerichten wird sie vielmehr durch Feuer verwüstet werden. Ja: Solange die Erde steht, werden Saat und Ernte nicht aufhören. Aber Petrus führt weiter und sagt: Die Erde wird einmal nicht mehr stehen. Sie ist aufgespart durch dasselbe Wort für das Feuer:

„So werden auch jetzt Himmel und Erde durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer, bewahrt für den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.“ (V. 7)

Nicht durch Wasser, sondern durch Feuer wird die Welt vergehen. Gottes Wort hat die Welt ins Dasein gerufen, Gottes Wort hat die Menschheit zur Zeit Noahs durch Wasser gerichtet, Gottes Wort wird, wenn die letzte Posaune erschallt und das Zeichen des Menschensohnes von Osten bis Westen, weltweit, sichtbar ist, alles Irdische verbrennen lassen. „Durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer“!

Das ist die Zukunft. Die unentrinnbare Vergänglichkeit. Wer’s glaubt, wird furchtlos und bereit sein. Wer’s nicht glaubt, wird sich zu Tode erschrecken, wird sich fürchten, wo nichts zu fürchten ist, und sich wünschen, die Berge mögen auf ihn fallen, wie dann die Könige und die bedeutenden Leute und die Reichen ebenso wie die Sklaven klagen werden, alle, die die rote Linie verachtet haben (Offb 6,16–17). Es kommt gewiß. Seien wir nicht überrascht!

Darauf wendet sich Petrus wieder zur gläubigen Gemeinde:

„Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, daß ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.“ (V. 8)

Petrus hat dieses Wort aus Psalm 90 geschöpft und in beide Richtungen gewendet. Ich denke, der Sinn ist klar: Gottes Sicht auf die Zeit ist eine andere als die unsrige: Der eine Aspekt dehnt die Zeit: Ein Tag ist vor dem Herrn wie 1000 Jahre. Es gibt also Tage, die so bedeutend sind wie sonst 1000 belanglose Jahre. Die zentralen Daten der Heilsgeschichte: Kreuz, Auferstehung, Himmelfahrt und Wiederkunft Christi – das sind alles Tage, an denen sich das Schicksal aller übrigen Tage entscheidet.

Und daraus folgt der andere Aspekt, der die Zeit verkürzt: 1000 Jahre sind vor ihm wie ein Tag. Hinsichtlich der Länge wie hinsichtlich des Gewichts der Zeit hat Gott seine eigene Vorstellung. Darum sollten wir es gerade nicht als Infragestellung der Wiederkunft Jesu verstehen. Aber als was dann? Die Antwort gibt V. 9:

„Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß jedermann zur Buße finde.“

Ein großartiger Grund! Also keine Verzögerung! Das ist eine ganz andere Einstellung als die der Spötter. Wir dürfen nicht von einer Verzögerung sprechen, weil Gott uns eine ganz andere Einstellung zur Zeit gibt. Gott kann nicht zu spät kommen! Er ist nicht saumselig in der Erfüllung seiner Verheißungen. Die Zeit richtet sich nach ihm und nicht umgekehrt! Er wartet noch, damit alle, die dafür bestimmt sind, selig werden, und alle, die noch wackeln, gewiß werden! Das ist Gnade! Denn hätte der Herr nicht die Tage verkürzt, würde kein Mensch selig werden, aber um der Auserwählten willen werden die schwierigen Tage der Bedrängnis verkürzt (Mt 24,22). Werner de Boor: „Gerade der Jünger Jesu dürfte doch ein tiefes Erbarmen mit denen haben, die zu verderben drohen, und sich von daher an Gottes großmütigem Warten freuen, das vielleicht auch er selbst nötig hat.“

Vers 10: „Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden nicht mehr zu finden sein.“

Wir leben im Atomzeitalter. Für uns sind die Urgewalten, die durch Gottes Wort in den Elementen enthalten sind, noch bekannter und plausibler als für die Menschen des ersten Jahrhunderts. Wir wissen heute, daß es den neben bekannten Aggregatzuständen fest, flüssig und gasförmig noch einen vierten gibt, nämlich das Plasma. Das tritt auf in Blitzen und in der Sonne. Man staune: Fast 100% der gesamten sichtbaren Materie im Universum befindet sich im Plasmazustand: die Sonne und alle leuchtenden Sterne, dazu viel von der Materie im Weltraum zwischen den Himmelskörpern. Wenn die Elemente wie in der Sonne mehrere Millionen Grad heiß werden, werden auch die Atomkerne instabil und können fusionieren bzw. ihre Hüllen abgeben. Dieser unglaublich heiße Vorgang in der Sonne gibt uns Wärme und Licht. Doch kommt man dem zu nahe, vergeht man. Man kann nicht direkt in die Sonne schauen, sonst erblindet man. Geistlich gedeutet: Nur wer reinen Herzens ist, kann Gott schauen, sagt Jesus am Beginn der Bergpredigt.

„Die Elemente werden vor Hitze schmelzen“, schreibt Petrus prophetisch. Das Wesen Gottes selbst ist heiß vor Heiligkeit. Wenn Gott kommt, bzw. wenn Jesus wiederkommt, wird alles Sündhafte, was sich auf Erden angesammelt hat, verbrennen und die Erde mit ihr. Die Vernichtung reicht bis in die innersten Bestandteile und Grundlagen des Weltbestandes hinein und hinunter. Durch Gottes Wort wird alles im Dasein gehalten, aber durch Gottes Wort wird alles Dasein auch sein Urteil finden. Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, zeigt noch mehr Einzelheiten davon als Petrus hier. Für unseren Text kommt es auf das Ergebnis an: Alle Ungerechtigkeit wird ihr Ende finden, alle Gerechtigkeit ihren Lohn. Die Braut Christi wird mit reinem Leinen, mit der Gerechtigkeit ihres Herrn überkleidet und geschmückt vor ihn gestellt. Sie wird auf ihrem Angesicht seine Herrlichkeit spiegeln und seinen Namen tragen.

Das ist ihre Hoffnung. Und mit den Versen 11 und 13 kommt Petrus zum Zielpunkt: Diese herrliche Hoffnung, die wir haben, kann uns nicht gleichgültig lassen. Sie wird uns vielmehr durch und durch erneuern; das ist die Anwendung des Ergebnisses:

„Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müßt ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, 12 die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt (προσδοκῶντας καὶ σπεύδοντας τὴν παρουσίαν τῆς τοῦ θεοῦ ἡμέρας; Luther 1984: erstrebt, Wortwurzel: „sich sputen“, sich beeilen), wenn die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen. 13 Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“

Wie müßt ihr dann dastehen in heiligem Wandel … „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig“, hatte Petrus in seinem ersten Brief aus dem Alten Testament zitiert (1. Petr 1,15 aus 3. Mose 19,2; vgl. 11,44). Auch die Aussicht auf den großen Weltenbrand hat er übrigens schon aus dem Alten Testament gezogen und nicht selbst erfunden. Die Propheten Jesaja, Joel, Sacharja und Maleachi hatten dies angekündigt.

Psalm 50,3:
Unser Gott kommt und schweiget nicht.
Fressendes Feuer geht vor ihm her
und um ihn her ein gewaltiges Wetter.

Es war nicht neu, die Bibelleser haben es immer gewußt! Leider haben sich nur wenige warnen lassen, sondern Menschenmeinungen gefürchtet, die vor Gott nichts gelten, und die Gottesmeinung verachtet, aus der ihnen neues Leben zugekommen wäre. Dann aber ist es zu spät. Das Leben hier ist die Ankleidekammer für die Ewigkeit.

„Wie müßt ihr dann dastehen in heiligem Wandel“: Was Petrus uns hier über die letzten Tage der Erde sagt, wird erst durch die Johannesoffenbarung ergänzt. Petrus gibt keinen vollständigen Fahrplan der Endereignisse. Ihm kommt es vielmehr auf den Effekt für uns an: Wie müßt ihr dann, wenn ihr das wißt, was für ein Weltenbrand bevorsteht, was für ein heiliger Gott auf euch sieht, heilig dastehen. Es ist ein großer Antrieb, sich so zu verhalten, als wäre Christus schon um die Ecke.

Zum Schluß noch ein positives und ein abschreckendes Beispiel.

Es gibt heute Gruppen, die auch eine Dringlichkeit empfinden und unser Handeln danach ausrichten wollen. Sie kennen Gottes Wort nicht, und meinen aus ganz anderen Gründen, daß es mit der Welt bald zu Ende geht. Sie denken, es hänge vor allem vom Menschen ab, wie sich das Klima entwickelt, und wollen alle zwingen, sich ebenso zu verhalten. Sie heißen „Letzte Generation“, „Fridays for Future“-Bewegung, und die extremsten Vertreter nennen sich „Extinction rebellion“ (Aufstand gegen die Auslöschung). Sie fürchten, wo nichts zu fürchten ist, und die „letzte Generation“ hat die christliche Heilserwartung umgedreht. Sie predigen eine direkte Schuldzurechnung: „Ihr habt es angerichtet! Euretwegen sind wir die Letzte Generation!“

Mit ihren Klebe-Aktionen behindern sie den Straßen- und Luftverkehr, die Freitagsdemos verzichten auf Physik-Unterricht und glauben den Vertretern der grünen Industrie die Alleinschuld des CO2 an der Erwärmung nach dem Ende der letzten kleinen Eiszeit. Schaut man genauer hin, zeigt sich, daß ihre starke Überzeugung mehr ein soziales Phänomen ist, ein Gruppendruck, als eine wissenschaftliche Kenntnis. Wenn man einzelne junge Leute dazu interviewt, kommen peinliche Statements heraus – sie laufen einfach mit, weil es hip ist. Und nach der letzten Klebe-Aktion setzten sich ihrer zwei ins Flugzeug und machten erstmal Urlaub auf Bali. „Kognitive Dissonanz“ – postmodern eben, aber in den Medien mit gewaltigem moralischen Druck rübergebracht.

Solche Widersprüche bemerkt Petrus aber auch bei Christen. Sie wissen doch auch, daß es dringlich ist, sie wissen, wer kommt und was kommt, und sollten sich danach richten. Und trotzdem leben sie oft anders!

Darum noch ein positives Beispiel: Der schwedisch-amerikanische Erweckungsprediger Fredrik Franson. Er lebte von 1852 bis 1908. Er mobilisierte Menschen für Mission, überlegte, wie man strategisch vorgehen sollte. Er bereiste mehr als fünfzig Länder, allein und mit den bescheidenen Mitteln des 19. Jahrhunderts. Aber er gründete zahlreiche Gemeinden, 15 Glaubensmissionen und vier Gemeindeverbände. Mein früherer Kollegen und Missionslehrer am Theologischen Seminar St. Chrischona Hans Ulrich Reifler, hat in seinem Ruhestand über diesen Fredrik Franson eine Doktorarbeit geschrieben. Denn er wollte eben diese Frage klären:

„Wie erklärt sich, dass ein einzelner reisender Evangelist im 19. Jahrhundert in 22 Jahren fünfzehn Missionsgesellschaften und vier evangelische Gemeindeverbände gründen konnte, die selbst nach 125 Jahren, wenngleich in unterschiedlichen Rechtsformen, und teils in Fusion mit anderen Missions- und Gemeindeverbänden, noch wirksam sind?“ (S. 39)

Und seine Hauptantwort lautete: Weil Franson die Wiederkunft Christi ständig vor Augen hatte.

„Fransons Naherwartung der Wiederkunft Jesu Christi war ein entscheidendes Motiv seines missionarischen Handelns. Zur Umsetzung dieser Vision gründete er neue Glaubensmissionen, um so in kurzer Zeit möglichst viele Missionarinnen und Missionare in unerreichte Gebiete zu entsenden. Was die Eschatologie [die Lehre von der Endzeit] betrifft, stehen meines Erachtens die Einzelgemeinden, Missionsgesellschaften und theologischen Ausbildungsstätten in der Pflicht einer nüchternen biblischen Erwartung der Wiederkunft Jesu Christi wieder vermehrt Raum zu geben in Verkündigung und Lehre. Darüber hinaus ist ihnen methodische Flexibilität und Offenheit zu wünschen, um eine neue Generation von missionsinteressierten Christen für die Weltmission zu gewinnen. Eine solide theologische Ausbildung und anthropologische Sensibilität für fremde Kulturen und Religionen bleibt auch im 21. Jahrhundert eine grundlegende Voraussetzung für einen nachhaltigen Missionsdienst.“ (S. 438)

Wenn wir nichts fürchten außer Gott, wenn uns sein Wort die rote Linie ist, dann werden auch wir geistlich fruchtbar sein und unseren Nächsten ein „Fürchte dich nicht!“ zurufen können, das sie zur rechten Gottesfurcht leitet. Denn eine Kirche, die nicht mehr das Gericht erwartet, kann nicht tapfer widerstehen, wenn ihre heilige Moral umgebogen wird in eine neue Gesundheitsreligion, eine neue Klimareligion und in eine neue Genderreligion. Wie biegsam die Moral der Welt ist, haben wir letzte Woche gesehen, als sich die Partei der Friedensbewegten, die die Friedenstaube im Logo haben, vor kurzem keine Waffen in Kriegsgebiete liefern wollte, die nächste Eskalationsstufe im Ukraine-Konflikt anfeuerte. Wie biegsam die Moral einer Kirche ohne Gerichtserwartung ist, haben wir ebenfalls an dem gesehen, was sie schon alles als Nächstenliebe ausgegeben hat – von der Genderreligion bis zur Panzersegnung. Sie fürchten, wo nichts zu fürchten ist, und sind haltlos, wo sie fest sein sollten.

Was Petrus in seinem Abschiedsbrief schreibt, stimmt genau überein mit seiner Predigt bald nach Pfingsten. Die Apostelgeschichte hat es in Kapitel 3 aufbewahrt:

„Gott aber hat erfüllt, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat: daß sein Christus leiden soll-te. 19 So tut nun Buße und bekehrt euch, daß eure Sünden getilgt werden, 20 damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus. 21 Ihn muß der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.“

„Bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird“: das ist die Geduld Gottes, der wir die Gelegenheit zu unserer Heiligung und schließlich unsere Rettung verdanken.
Amen.

Pastor Dr. Stefan Felber, Predigt am 5.2.2023, Sonntag Septuagesimä, Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes in Düshorn

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 6. Februar 2023 um 9:44 und abgelegt unter Gesellschaft / Politik, Klima, Predigten / Andachten.