Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Zitate von Erzbischof Janis Vanags, Riga, anläßlich seines 50. Geburtstags am 25. Mai 2008

Donnerstag 5. Juni 2008 von Erzbischof Janis Vanags


Erzbischof Janis Vanags

Zitate von Erzbischof Janis Vanags, Riga,
anläßlich seines 50. Geburtstags am 25. Mai 2008

Ich möchte gern ein kleiner Knüppel zwischen den großen Rädern der Fortentwicklung der Welt sein, welche die Bibel auf das Niveau eines zu präparierenden Forschungsobjektes herabziehen möchten. Welche die Gotteserfahrung als Aberglauben bezeichnen und das Wort „Meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen“ mit „Alles ist relativ“ übersetzen. Es wäre mir eine große Freude, wenn ich meinen Studenten Mut machen könnte, es nicht als Demütigung zu empfinden, wenn jemand mitfühlend seinen Kopf schüttelt oder heimlich lächelt, was man weltweit auf Theologenversammlungen erfahren kann, wenn man zu sagen wagt: „Ich denke, daß die Heilige Schrift das inspirierte Wort Gottes ist“. Ich weiß, daß einem Knüppel das Schicksal eines Knüppels beschieden ist.

(18. 11. 1990)

Was die Ethik betrifft, sollten wir uns daran erinnern, daß es keine „allgemeine Ethik“ gibt. Die Ethik Europas ist durch und durch von christlichen Genen durchsetzt. Wenn wir und unsere Gesellschaft das vergessen haben, dann ist das unser Problem. Unsere Lebensweise und unsere Werte sind wie ein Getränk, an das wir uns so gewöhnt haben, daß wir es nicht mehr merken, daß es nach Christentum schmeckt. Dafür weigern sich die in Europa eingereisten Moslems sich zu integrieren und sagen: erzählt uns doch nicht, daß es ein säkulares Land sei, ihr seid doch ein christliches Land.“

(21.8.2003)

Das ist Gottes Gnade, das Herz eines Vaters, bei dem wir aufwachsen. Das habe ich von meiner frühesten Kindheit an empfunden, als Gott mich berief, ich weiß nicht, weshalb, und trotz meiner wilden Natur als Kind mich vor schweren Fehlern und Irrtümern bewahrt hat. Ich danke meinen Eltern, aber auch Gott dafür.

(29.9.2006)

Nach der Definition ist ein Christ kein besserer Mensch als ein Nichtchrist. Mich verwirrt die Ansicht, daß die Kirche eine Versammlung von Engeln sein müßte, in der alle gut und heilig sind. Was ist die Kirche ihrem Wesen nach? Die Versammlung der Sünder um Gott herum. Die Gemeinschaft der Heiligen gibt es nur deshalb, weil Christus heilig ist und den Seinen Seine Heiligkeit geschenkt hat. Ein Christ, ganz gleich, ob er gestrauchelt ist oder nicht, unterscheidet sich von einem Nichtchristen dadurch, daß er einen Retter hat, daß er Christus hat, der seine Sünden auf Sich genommen hat und Vergebung allen schenkt, die an Ihn glauben.

(29.9.2006)

Der Glaube an Gott war weder meine eigene Entscheidung oder mein Verdienst, sondern Gottes Geschenk. Das geschah bereits in der Kindheit, als man mir in der Schule beibrachte, daß es Gott nicht gäbe und die Kirche die Menschen nur verdummen möchte, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. In meiner Familie lehrte man mich darüber nichts. Es gab keinen einleuchtenden Grund, an Gott zu denken, geschweige denn an Ihn zu glauben. Doch er selbst kam in mein Leben herein.. Gott redet alle Menschen an, aber vielleicht vernehmen die Einen das eher und die Anderen später. Die größte Entscheidung ist: Soll ich Ihm gehorchen oder nicht.

(24.5.2008)

Bei dieser Entscheidung geht es weniger um ein äußeres als um ein inneres Geschehen. So erinnere ich mich zum Beispiel, daß 1985 oder 1986 im Auftrag der Tscheka die Jugendzeitung eine Schmähschrift gegen einen von unseren Pfarrern publiziert hatte. Mit einem Kreis von Amtsbrüdern verfaßten wir einen Protestbrief. Vielleicht sagen wir heute: Na und? Was ist das schon? Heute kann man es nicht mehr recht erfassen, was es damals bedeutete, sich offen auf die Seite dessen zu stellen, über den der ideologische Apparat hergefallen war. Zwischen der Tscheka und den friedlichen Einwohnern gab es dieses ungeschriebene Abkommen: ducke dich und schweige, dann werden wir uns auch nicht für dich interessieren. Aber das Haupt zu erheben, bedeutete es zu riskieren, daß man es irgendwann verliert. Soll ich unterschreiben und damit diese Gefahr in Kauf nehmen? Oder soll ich nicht unterschreiben und damit einen Kompromiß gegen die Wahrheit eingehen? Diese Entscheidungen damals werde ich nie vergessen. Äußerlich folgte darauf nichts besonderes, doch innerlich bestimmte das unseren weiteren Weg, wo und wie wir bei den Ereignissen des nationalen Erwachens, sowohl auf den Barrikaden als auch später bei vielen kirchlichen Entscheidungen entweder hier im Lande oder auch international dastehen müßten.

(24.5.2008)

Christus hat gesagt: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.“ Bei der großen Entscheidung des Menschen geht es um diese Grenze – bleibst du bei der von dir berechneten Sicherheit, Bequemlichkeit und faulen Kompromissen und riskierst es dabei, daß deine Seele im wörtlichen oder übertragenen Sinn in die Hölle kommt, oder verläßt du dich darauf, daß Gott alle deine Haare auf deinem Haupt gezählt hat und dich nicht zu Schanden werden läßt. Daß du, wenn du Gott gehorsam bist, nicht verloren gehen kannst. C.S. Lewis hat die schockierende Behauptung ausgesprochen, daß Gott im Himmel sogar die verderblichsten Wünsche des Menschen erfüllen wird. Wahrscheinlich ist das so zu verstehen – er schenkt absolute Genugtuung und Befriedigung. Doch davor muß der Mensch in seinem Leben auf der Erde zu verzichten lernen, wenn er sich für Gott und seine Wahrheit entscheidet.

(24.5.2008)

Es war für mich eine große Entscheidung, als ich zustimmte, für das Amt des Bischofs zu kandidieren. Das war damals in unserer Kirche keine einfache Zeit. Es gab mehrere Bewerber, verschiedene Ansichten, und sogar mehrere meiner engsten Freunde erwarteten ein anderes Ergebnis. Danach blieb nichts mehr so, wie es früher war. Ich erinnere mich, daß ich diese Wahl von mir abwälzen wollte. Ich versuchte gegen meine Wahl verschiedene Hindernisse aufzurichten, um gewiß zu sein, ob es auch wirklich Gottes Wille war. Dieser oder jener mag der Ansicht sein, daß es ein großer Erfolg sei, in ein so hohes Amt zu kommen. Doch das ist doch nicht ganz so. Natürlich gibt es auch den Erfolg. Ich hatte die Möglichkeit, sehr nah am Geschehen zu sein, als sich in den vergangenen 20 Jahren der Staat und die Gesellschaft in Lettland so gründlich verändert hatten. Das achte ich als hohes Privileg. Ich hatte auch die Möglichkeit, die ganze Welt zu bereisen und berühmte Menschen zu treffen. Doch was hat das alles gefordert. Das Schwerste ist wohl die Verantwortung. Deine Beschlüsse üben ihren Einfluß auf das Leben Vieler aus, und können noch über Jahrhunderte Folgen haben. Du versuchst, das Beste und Richtigste zu tun, aber die Fragen an dich selbst hören nicht auf, ob es wirklich das allerbeste war. Und immer wird es Menschen geben, die diese Frage mit einem Nein beantworten.

(24.5.2008)

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 5. Juni 2008 um 18:06 und abgelegt unter Allgemein.