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Buchempfehlung: Ulrich Parzany, Was nun, Kirche? Ein großes Schiff in Gefahr. SCM Hänssler 2017

Dienstag 15. August 2017 von Administrator


Dieses Buch des bekannten Pfarrers und Evangelisten Ulrich Parzany kann mit Fug und Recht als seine Dankesgabe an die Reformation im Jubiläumsjahr angesehen werden. Er ist mit Leidenschaft reformatorischer Theologe, und gerade deswegen leidet er an den theologischen und ethischen Fehlentwicklungen in der evangelischen Kirche. Er will nicht schweigen, denn „Wer schweigt, fördert, was im Gange ist“, und er schreibt „gegen Resignation. Auch gegen meine eigene“. Unmittelbarer Anlass des Buchs war die von Parzany initiierte Gründung des „Netzwerks Bibel und Bekenntnis“ Anfang 2016.

Das Buch hat zwei Hauptteile, einen diagnostischen („Woran die evangelischen Kirchen kranken“) und einen, der ermutigen soll und kann („Brauchbare Baugerüste“). Das einleitende Kapitel enthält Parzanys ekklesiologisches Bekenntnis („Ich glaube an die heilige christliche Kirche“), und im Schlusskapitel gibt der Verfasser aus seiner reichen Erfahrung als Evangelist Empfehlungen für eine missionarische Kirche („Kirche voller Hoffnung“).

Im ersten Hauptteil werden die inneren Schäden des „großen Schiffs“ evangelische Kirche deutlich beim Namen genannt. Der verhängnisvolle Einfluss der Bibelkritik, die Parzany den „Krebsschaden der Kirche“ nennt, wird mit vielen Beispielen belegt, insbesondere mit Zitaten aus der EKD-Schrift „Rechtfertigung und Freiheit – 500 Jahre Reformation 2017“, wo u.a. behauptet wird, dass wir heute nicht mehr wie die Reformatoren die Bibel als „Wort Gottes“ verstehen können. Dann werden die Aufweichung des Evangeliums im sog. „interreligiösen Dialog“ und die theologische Infragestellung des Sühnetodes Jesu beschrieben. Im nachfolgenden Kapitel wendet sich Parzany gegen die theologische Bagatellisierung der kirchlichen Segnungs- und Trauhandlungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und sieht zu Recht diese Praxis nicht als „Randproblem“, sondern als Ausdruck der tiefen dogmatischen und ethischen Krise, in der sich die EKD befindet. Schließlich wird noch die kirchliche Taufpraxis der Kritik unterzogen.

Im zweiten Hauptteil setzt Parzany Mut machende Akzente. Er nennt Beispiele gelingender und gesegneter Gemeindearbeit, würdigt unter Bezugnahme auf Luther die Hausbibelkreise, gibt wertvolle Impulse für Gemeindeleiter (Pfarrer, Prediger und Kirchenvorstände) und weist auf die geistlichen Chancen hin, die Landeskirchliche Gemeinschaften und Freie Werke in den evangelischen Landeskirchen haben. Schließlich widmet er sich noch der Frage der Mitarbeiterausbildung, nicht ohne am Nimbus der Theologischen Fakultäten und am Professorentitel zu rütteln. Hier wünschte man sich eine eingehendere Analyse, wieso es den unter den Erfahrungen des Dritten Reichs gegründeten Kirchlichen Hochschulen nach dem Krieg nicht gelungen ist, der akademisch etablierten Bibelkritik entgegenzuwirken.

Im Ganzen gesehen, ist Parzanys Buch eine zutreffende Momentaufnahme der geistlichen Schwäche der evangelischen Kirche in Deutschland und zugleich ein Augenöffner für die missionarischen Chancen, die es zweifellos innerhalb des „großen Schiffs“ EKD gibt. Man spürt dem Buch ab, dass der Verfasser letztlich noch keine Medizin hat, wie dem kranken Patienten Kirche geholfen werden kann. Das macht es sympathisch, denn Patentrezepte sind weit und breit tatsächlich nicht zu erkennen, und der Kirchenaustritt ist für viele auch keine befriedigende Lösung. So bleibt es zu hoffen, dass der Herr der Kirche noch einmal wie zur Reformationszeit Reformatoren beruft, die mit Freimut zu Christus rufen und die Gemeinde unter dem Wort Gottes sammeln. Nicht ohne Grund überschreibt Parzany das letzte Kapitel mit dem Gebetswunsch „Herr, gib uns Freimut!“.

Pastor Dr. Joachim Cochlovius, Walsrode, den 15.8.2017

Ulrich Parzany, „Was nun, Kirche? Ein großes Schiff in Gefahr“, SCM Hänssler 2017, 208 Seiten, 16,95 €. Dieses Buch kann hier bestellt werden.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 15. August 2017 um 14:18 und abgelegt unter Buchempfehlungen, Rezensionen.