- Gemeindenetzwerk - https://www.gemeindenetzwerk.de -

Solus Christus – Christus allein (6 Thesen zum Reformationsjubiläum)

1.) Dass der lebendige Gott sich in seinem Sohn Jesus Christus in einzigartiger Weise und letztverbindlich geoffenbart hat, ist übereinstimmendes Zeugnis des gesamten Neuen Testaments. Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat: „In keinem andern ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den sie sollen selig werden“ (Apg 4,12). Paulus: „Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1 Kor 3,11). Der Vf. des Hebräerbriefs: „Gott hat in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn“ (Hebr 1,2). Jesus Christus selber bezeugt sich als den, in dem sich Gott letztgültig offenbart hat: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh 14,6).

2.) Es gehört zu den reformatorischen Grunderkenntnissen, dass die Errettung der Menschheit von Sünde, Tod und Teufel allein durch Christus vollbracht wurde und dass es nur in Christus zeitliches und ewiges Heil gibt. Calvin: „Unser ganzes Heil, alles was dazugehört, ist allein in Christus beschlossen“ (Unterricht in der christlichen Religion). Heidelberger Katechismus 1. Frage: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre“.

3.) Demgegenüber hält die Röm.-kath. Kirche an der Mitwirkung Marias zum Heil fest. „Indem sie Christus empfing, gebar und nährte, im Tempel dem Vater darstellte und mit ihrem am Kreuz sterbenden Sohn litt, hat sie beim Werk des Erlösers in durchaus einzigartiger Weise in Gehorsam, Glaube, Hoffnung und brennender Liebe mitgewirkt zur Wiederherstellung des übernatürlichen Lebens der Seelen.“ (Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium).

4.) Die Reformatoren wurden nicht müde, in ihren Predigten und Schriften Christus als den einzigen und einzigartigen Herrn und Heiland zu rühmen. Dabei sehen sie auch das Alte Testament voller Hinweise auf Christus und legen es insgesamt als Christuszeugnis aus. Als Beispiel Luthers Auslegung zu Ps. 45,4 und 5 „Schmücke dich herrlich! Es möge dir gelingen in deiner Herrlichkeit. Zieh einher für die Wahrheit, in Sanftmut und Gerechtigkeit, so wird deine rechte Hand Wunder vollbringen“: „Darum lasst uns unsere Herzen auftun und unseren Priester Christus in seinem rechten Schmuck anschauen. Vor Augen wirst du keinen Schmuck an ihm finden; denn wie schmählich, elend und jämmerlich er da hängt, siehst du wohl. Aber sieh ihn in das Herz; da wirst du einen solchen Schmuck und Schatz finden, wofür du ihm nimmermehr genug wirst danken können. Denn erstlich ist er geschmückt mit dem großen, herrlichen Gehorsam gegen seinen Vater, dass er ihm zu Ehren sich lässt verspeien, zergeißeln, zermartern. Solchen Schmuck ist unmöglich, dass wir ihn hier in diesem Leben sehen könnten. Aber so viel können wir doch sehen, dass alle Perlen, Samt und goldbestickte Kleider dagegen nichts sind. Der andere Schmuck ist die große Liebe gegen uns, dass der Herr seines Lebens und Leidens so wenig sich annimmt und eher für uns bittet als für sich. Wer will doch solche Liebe genügend verstehen, dass der Herr ein solches Herz für uns hat, so voll Feuer, dass er in seinem größten Leiden sich stellt, als sehe und fühle er es nicht. Er denkt aber, sieht und sorgt nur auf dein und mein Elend, Not und Herzleid.

5.) Auch in der Geschichte des Protestantismus wurde und wird die alleinige und einzigartige Mittlerschaft Jesu Christi zum Heil immer wieder bestritten. Lessing hat in seinem Theaterstück „Nathan der Weise“ das Streben nach Wahrheit als die eigentliche religiöse Pflicht der Menschen dargestellt und den Wert der Religionen daran gemessen, inwieweit sie sich an diesem Streben beteiligen. Im postmodernen Toleranzdenken gilt es als ethische und intellektuelle Zumutung, wenn Christen am Solus Christus festhalten. In der evangelischen Kirche wird von höchsten Repräsentanten ein Verzicht auf den Absolutheitsanspruch des christlichen Glaubens gefordert. „Die Religionen müssen sich von dem Gedanken verabschieden, die Wahrheit allein zu besitzen. Gott ist immer größer als unsere Wahrheitserkenntnis“ (der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider auf dem Kirchentag 2011).

6.) Gegenüber allen Infragestellungen und Bedrohungen halten Christen fröhlich und gewiss an ihrem Glauben fest, dass sie Heil und ewiges Leben nur in Jesus Christus haben. Sie bekennen mit den Vätern des Protestantismus das dreifache Amt Christi zum Heil der Menschen, sein bis heute andauerndes Prophetentum, sein heiliges Priestertum und sein ewiges Königtum.