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Jordanien: Junge Muslime schützen Kirchen als Zeichen für Zusammenhalt

Dienstag 2. Mai 2017 von Internationale Gesellschaft für Menschenrechte


Internationale Gesellschaft für Menschenrechte

Nach den verheerenden Anschlägen auf Kirchen in Ägypten im Vorfeld der Osterfeiertage ergriffen junge Muslime in Jordanien die Initiative und schützten am Ostersonntag 2017 christliche Kirchen im gesamten Königreich. Sie zeigten damit öffentlich ihre Verbundenheit und Solidarität mit den Christen ihrer Heimat. Außerdem wollten sie ein Zeichen für die Einheit Jordaniens und das friedliche Zusammenleben der Religionen setzen.

Ein Drohvideo des „Islamischen Staates“ (IS) und die 44 ägyptischen Todesopfer aus der Vorwoche hatten auch in Jordanien Sorge und Angst verbreitet. In mehreren Regionen und Städten wie Amman, Zarqa, Ajlun oder Madaba versammelten sich muslimische Freiwillige vor Kirchen. Sie boten den Christen am Feiertag zusammen mit der ohnehin anwesenden Polizei zusätzlichen Schutz. Vor allem aber zeigten sie sowohl ihren christlichen Nachbarn als auch den Islamisten, dass die Extremisten sich nicht auf die Rückendeckung einer schweigenden Mehrheit stützen können.

Die jungen muslimischen Jordanier halfen bei Sicherheitskontrollen am Eingang der Kirchen, unterstützten das staatliche Sicherheitspersonal und standen vor den Kirchen Wache, während die Christen den Ostergottesdienst feierten. An einigen Orten wurden auch zusätzliche Kräfte von Polizei und Militär auf Abruf bereitgestellt. Die gesamten Osterfeiertage in Jordanien blieben ohne Zwischenfälle.

Ein beteiligter Muslim aus dem Gouvernement al-Balqa betonte, dass die Aktion zudem die Einheit Jordaniens unterstreichen solle sowie die Freiheit, seine Religion ohne Einschränkung und ohne Angst ausüben zu können. Andere beschrieben Jordanien als ein harmonisches Mosaik aus vielen verschiedenen Teilen. Mit dieser Art von Aktivismus wollten sie ein Beispiel für den gemeinsamen Kampf gegen Extremismus, Radikalisierung und Fremdenfeindlichkeit setzen. Selbstverständlich wünschen sich Christen und Muslime gleichermaßen, dass es keine Notwendigkeit für solchen Schutzmaßnahmen geben sollte. Die Gefahr gehe nach ihrer Ansicht nicht von Jordaniern oder einzelnen Religionsgemeinschaften im Land aus, sondern von externen Extremisten, die aus anderen Ländern nach Jordanien gekommen seien oder über ihre Hetze bis nach Jordanien einwirken.

Die IGFM begrüßt die Initiative der jungen Muslime in Jordanien sehr. Sie ist ein positives Zeichen in Zeiten von Konflikten zwischen Muslimen und Christen sowie innerhalb der muslimischen Welt. Die Initiative zeigt, dass Muslime und Christen friedlich zusammenleben können, sich respektieren und füreinander einstehen. Jordanien kann dabei beispielhaft vorangehen für andere Staaten, Regionen und Gemeinden. Es zeigt ein Land, in dem Muslime und Christen leben, die trotz erheblicher Schwierigkeiten offen füreinander einstehen und Religionsfreiheit leben.

Hintergrund zur Situation in Jordanien

Die große Mehrheit der Jordanier sind sunnitische Muslime. Geschätzt etwa fünf Prozent der Bevölkerung gehören verschiedenen christlichen Kirchen an. Das kleine, nur ca. sechseinhalb Millionen Einwohner zählende arabische Land hat in der Vergangenheit und aktuell eine enorme Zahl von Flüchtlingen aufgenommen. Darunter auch sehr viele Christen aus dem Irak und Syrien. In etwa die Hälfte der Bevölkerung des Königreiches ist palästinensischer Abstammung. Die Radikalisierung vieler Menschen im irakischen und syrischen Bürgerkrieg bleibt auch für die Nachbarländer nicht folgenlos. Viele Flüchtlinge sind ebenfalls radikalisiert. Gleichzeitig gibt es unter vielen Jordaniern eine heftige Abneigung gegen den „Islamischen Staat“ (IS). Dazu beigetragen hat möglicherweise ein Video, das der IS am 2. Februar 2015 veröffentlichte. Es zeigt, wie der (muslimische) Pilot Moath al-Ksasbah aus Jordanien lebendig verbrannt wird. Der IS rechtfertigte das Verbrechen mit einem historischen Vorbild.

Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, 28.4.2017

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 2. Mai 2017 um 9:41 und abgelegt unter Christentum weltweit.