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Pogrom-Rädelsführer kommen ohne Strafe davon

Donnerstag 2. Februar 2017 von Internationale Gesellschaft für Menschenrechte


Internationale Gesellschaft für Menschenrechte

Islamismus in ägyptischen Behörden und Teilen der Bevölkerung verbreitet – weitere Morde an Kopten

Die ägyptischen Behörden haben das Verfahren gegen drei Männer eingestellt, die maßgeblich für einen Pogrom gegen die christliche Minderheit in der Ortschaft al-Karm in der Provinz al-Minya verantwortlich waren. Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, hatten am 20. Mai 2016 rund 300 bewaffnete Männer die Häuser von sieben koptischen Familien angegriffen, sie ausgeraubt und vier der Häuser angezündet. Die 70-jährige Koptin Souad Thabet wurde nackt ausgezogen, durch die Straßen gezerrt und geschlagen. Wie jetzt bekannte wurde, stellte die zuständige Staatsanwaltschaft am vergangenen Samstag trotz zahlreicher Augenzeugen die Verfahren wegen „Mangel an Beweisen“ ein.

Die IGFM beklagt, dass die versöhnlichen Äußerungen des ägyptischen Präsidenten Feldmarschall Abd al-Fattah as-Sisi in starkem Gegensatz zur diskriminierenden Praxis der Behörden und Übergriffen von Islamisten stehen. „Alleine seit Anfang Januar sind in Ägypten vier Morde an koptischen Christen bekannt geworden, die einen mutmaßlich islamistischen Hintergrund haben“, erklärte IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin. „Die Symbolpolitik des Präsidenten ist ein guter Anfang, um die jahrzehntelange Diskriminierung der Minderheiten zu überwinden. Den Symbolen müssen aber konkrete Taten folgen – vor allem muss die Regierung die Willkür der eigenen Behörden unterbinden. Diskriminierung von Minderheiten und Desinteresse an der Strafverfolgung der Täter sind weiter an der Tagesordnung“.

Am 3. Januar schnitt ein Angreifer dem koptischen Christ Youssef Lamei in Alexandria die Kehle durch und rief dabei „Kafir“ („Ungläubiger“) und „Allahu akbar“ („Gott ist am größten“). Die Überwachungskamera eine Ladens hatte den Mord aufgezeichnet. Am 6. Januar wurde ein christliches Ehepaar in seiner Wohnung ermordet. Beiden war ebenfalls die Kehle durchgeschnitten worden. Angehörige schließen einen Raub aus, denn weder Geld noch Wertgegenstände waren gestohlen. Am 13. Januar wurde der christliche Chirurg Dr. Bassam Safwat Atta mit einer tiefen Schnittwunde im Hals in seiner Wohnung ermordet aufgefunden. Auch in diesem Fall waren weder Geld noch der Schmuck der Ehefrau angerührt.

Sowohl die IGFM als auch Medhat Klada, der Vorsitzende des koptischen Dachverbands European Union of Coptic Organizations for Human Rights, sind besorgt über die Zunahme der Angriffe auf Angehörige der koptischen Minderheit in Ägypten.

Kein Schutz durch die Polizei
In Ägypten hatte vor allem die Demütigung der 70-jährigen Koptin Souad Thabet Empörung ausgelöst. Wie sich später herausstellte, soll ein muslimischer Nachbar das Gerücht gestreut haben, dass der Sohn Christin ein Verhältnis mit seiner Frau hatte – um sich leichter von ihr scheiden zu können. Die gesamte koptische Familie erhielt Drohungen und wandte sich am 19. und am Morgen des 20. Mai 2016 an die Polizei mit der dringenden Bitte um Hilfe. Nach Angaben der IGFM blieb die Polizei aber sowohl vor als auch während der Übergriffe völlig untätig.

Hilfe von muslimischen Nachbarn
Dass Souad Thabet nicht umgebracht wurde, lag am mutigen Einsatz des muslimischen Nachbarn Ramadan Kamal. Ihm gelang es unter großem persönlichem Risiko die 70-jährige aus der Gewalt ihrer bewaffneten Peiniger zu befreien und in seinem Haus zu verstecken. Ihr Sohn war bereits eine Woche vorher mit seiner Frau und den vier Kindern geflohen.

Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Kairo/Frankfurt am Main (19. Januar 2017)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 2. Februar 2017 um 11:06 und abgelegt unter Christentum weltweit.