Gemeindenetzwerk

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Vom fruchtlosen und fruchtbaren Leben

Donnerstag 19. Januar 2017 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Einmal sprach ich mit einem evangelistisch aktiven jungen Mann ĂŒber seinen Dienst. Er war traurig, weil sich in letzter Zeit trotz intensiver BemĂŒhung niemand bekehrt hatte. Er meinte, sein Dienst sei ohne Frucht und begann, an sich und an Gott zu zweifeln. Ähnliches hört man immer wieder. Es gibt nicht wenige Christen, die den Sinn ihres Lebens allein darin sehen, ob und wie viele sie zum Glauben gefĂŒhrt haben. Und sie werden traurig, wenn das nicht der Fall war. Ich denke, dass sich hier ein falsches VerstĂ€ndnis von „Frucht“ eingeschlichen hat, das unbedingt korrigiert werden sollte.

Fruchtloses Leben

Am Ende seines Briefs an Titus gibt Paulus eine letzte, abschließende Ermahnung weiter: „Lass aber auch die Unseren lernen, sich hervorzutun mit guten Werken, wo sie nötig sind, damit sie kein fruchtloses Leben fĂŒhren“ (Tit 3,14). Es gibt also durchaus die Gefahr, dass Christen ein fruchtloses Leben fĂŒhren. Man kann voller Glaube sein, aber an seinen NĂ€chsten, die in Nöten sind, teilnahmslos vorĂŒbergehen. Der Priester und der Levit in Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Luk 10) sind Beispiele dafĂŒr. Sie kĂŒmmern sich lieber um die Vertikale als um die Horizontale ihres Lebens. Ein solches Leben ist gefĂ€hrlich. Im Weinstockgleichnis, das innerhalb seiner Abschiedsreden an die JĂŒnger steht (Joh 15), warnt Jesus eindringlich vor einem fruchtlosen Leben. „Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen“ (Joh 15,2).  Es geht also bei unserer Frage nach Fruchtlosigkeit und Fruchtbarkeit unseres Lebens um viel.

Es gibt im Protestantismus eine verhĂ€ngnisvolle Scheu vor guten Werken. In einer falsch verstandenen Lutherinterpretation will man allein durch den Glauben selig werden, ohne Werke, und man vergisst, dass beides zusammengehört. Wenn Bodelschwingh und Wichern so gedacht hĂ€tten, dann wĂ€ren ihre Liebeswerke nie entstanden. Aus einer solchen grundsĂ€tzlichen Abwertung der guten Werke entspringt dann oft eine GleichgĂŒltigkeit gegenĂŒber dem NĂ€chsten und seinen unmittelbaren Anliegen. In vielen Gemeinden kann man das erleben. Ein Freund erzĂ€hlte uns jetzt von einem Besuch einer evangelikalen Gemeinde in Haifa. Sie nahmen ohne sich vorher angemeldet zu haben an einem Gottesdienst teil. Anschließend standen sie ziemlich verloren herum. Niemand kam auf sie zu, niemand lud sie ein zu bleiben. Leider ist das keine Einzelerfahrung, wie ich aus vielen Besuchen landeskirchlicher und freikirchlicher Gemeinden weiß. Hier können evangelische Christen noch viel lernen.

In der evangelischen Kirche gibt es anerkanntermaßen viel Fernstenliebe und diakonischen Einsatz. Brot fĂŒr die Welt ist nach wie vor ein Renner, der viele Menschen mobilisiert. Aber an bestimmten sozialen Brennpunkten warten die Menschen vergeblich auf kirchliche Zeichen der NĂ€chstenliebe. Die ungewollt schwanger gewordene Frau kann zwar in den evangelischen Beratungsstellen das gesetzlich vorgeschriebene BeratungsgesprĂ€ch in Anspruch nehmen, aber die eigentliche christliche SolidaritĂ€t erfĂ€hrt sie nicht. Die wĂŒrde nĂ€mlich darin bestehen, ihr die letzte Entscheidung ĂŒber Leben und Tod ihres Kindes nicht zuzumuten, ihr den hohen Wert des menschlichen Lebens in Gottes Augen ins Gewissen zu legen und ihr alle nur denkbaren praktischen Hilfen fĂŒr das Neugeborene bis hin zur Adoptionsvermittlung anzubieten. Die Ausstellung des sog. Beratungsscheines, der die Abtreibung auf Kosten des Steuerzahlers ermöglicht, kann jedenfalls nicht als „gutes Werk“ im Sinn von Tit 3,14 gelten. Vielmehr ist das ein Akt des geistlichen Desinteresses an der Frau, eine Verbeugung vor dem falschen Götzen der Selbstbestimmung, und es ist eine Verweigerung des Evangeliums. Denn das Evangelium zeigt uns die Allmacht Gottes, der immer helfen kann, auch in scheinbar ausweglosen Situationen, und es zeigt uns die Barmherzigkeit Gottes, die sich der Not der Menschen annimmt, die ihn um Hilfe anflehen. Mit ihrer hochproblematischen Beratungspraxis trĂ€gt die evangelische Kirche dazu bei, dass in unserer Gesellschaft der Wert des ungeborenen Lebens immer mehr abnimmt. Ein aktuelles Beispiel: In Stadthagen will jetzt die Klinik Agaplesion ihre Arbeit aufnehmen. In ihren Satzungen steht, dass sie sich dem christlichen Menschenbild verpflichtet sieht. Abtreibungen nach der sog. sozialen Indikation soll es in dieser Klinik nicht geben. Seit Oktober 2016 gab es gegen diese Zielvorgabe öffentliche Angriffe, und zwar quer durch alle im Kreistag vertretenen Parteien und viele öffentliche Gruppen. Die Lokalpresse sprach von einem „Skandal“ und „rĂŒckstĂ€ndigem Weltbild“. Auf ein Wort der SolidaritĂ€t mit dieser mutigen Haltung der Klinik seitens der evangelischen Kirche wartet man bis heute vergeblich.

Ein Ă€hnliches Versagen der evangelischen Kirche sehe ich in ihrer UntĂ€tigkeit, Unwilligkeit und UnfĂ€higkeit, gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen, die eine normale, aufs andere Geschlecht bezogene sexuelle Empfindung anstreben, Hilfestellungen anzubieten. Mir ist keine einzige Einrichtung der evangelischen Kirche bekannt, die eine solche Zielsetzung hat. Ich frage mich, warum keine evangelische Synode, weder der Landeskirchen noch der EKD, fĂŒr ein solches Projekt Mittel zur VerfĂŒgung stellt. NatĂŒrlich wĂŒrde man mit solch einer Anlaufstelle fĂŒr gleichgeschlechtlich empfindende aber VerĂ€nderung suchende Menschen nicht das gesamtgesellschaftliche Problem lösen können, das Christa Meves schon in den 90er Jahren mit dem Stichwort der „Homosexualisierung Europas“ bezeichnet hat, aber man hĂ€tte wenigstens ein Angebot, das auf der biblischen Zuordnung von Mann und Frau aufbaut und ein Zeichen echter christlicher NĂ€chstenliebe wĂ€re, weil es konkrete Nöte anderer Menschen ernstnimmt. Auch das wĂ€re ein „gutes Werk“ im Sinn von Tit 3,14.

Aber wie sieht es bei uns selber aus? Sind wir bereit und willig zu spontanen Taten der NĂ€chstenliebe? Es war vor vielen Jahren, in der Zeit des Aufbaus des Geistlichen RĂŒstzentrums Krelingen durch Pastor Kemner, als H. Kemner aufs Herz gelegt bekam, etwas fĂŒr die DrogenabhĂ€ngigen zu tun. Dazu brauchte es ein entsprechendes Haus. Ein Bauer war bereit, sein Anwesen zu verkaufen, das direkt neben dem damaligen GelĂ€nde des RĂŒstzentrums lag. Doch woher das Geld nehmen? Gott wusste des Ausweg. Eines Tages bekam Pastor Kemner Besuch eines in Norddeutschland bekannten Unternehmers. Er wollte ihn unbedingt sprechen, nachdem er eine Ansprache Kemners ĂŒber den Unterschied von Frucht und Erfolg gehört hatte. Er erklĂ€rte, dass er mit Gottes Hilfe einen großen geschĂ€ftlichen Erfolg habe, dass er aber vor Gott Frucht haben möchte. Und so ĂŒbergab er einen Scheck mit genau der Summe, die zum Kauf des Hauses noch fehlte. Da hatte jemand die Gefahr eines fruchtlosen Lebens gespĂŒrt und ein „gutes Werk“ getan, genauso wie Paulus es in Tit 3,14 gefordert hat. Fruchtlosigkeit war zur Fruchtbarkeit geworden.

Möge uns der Herr bewahren vor geistlicher Fruchtlosigkeit! Wir mĂŒssen niemand bekehren. Aber wir brauchen ein GespĂŒr fĂŒr die Nöte unserer NĂ€chsten und sollen ihnen dort nach KrĂ€ften beistehen. Dann wĂ€chst aus unserem Leben Frucht.

Fruchtbares Leben

Martin Luther hat in einer Auslegung zu Titus 3 sehr einprĂ€gsam auf den Punkt gebracht, was er unter guten Werken versteht. „Demzufolge ist nicht nur das dein gutes Werk, dass du ein Almosen gibst oder betest, sondern wenn du dich deinem NĂ€chsten von Herzen zuwendest und ihm dienst, nĂ€mlich mit allem, was er braucht und wie du es kannst. Das können Almosen sein, aber auch Beten, Arbeiten, Fasten, RatschlĂ€ge, Trösten, Lehren, Ermahnen, Strafen, Entschuldigen, Kleiden, Speisen und – sollte es dazu kommen – auch durch Leiden und Sterben fĂŒr ihn. Sag mir: Wo findet man jetzt solche Werke in der Christenheit?“

Ein geistlich fruchtbares Leben definiert sich also nicht an der Zahl derjenigen, die ein Christ bekehrt, sondern an seiner praktischen NĂ€chstenliebe, an dem, was er aus Liebe fĂŒr den anderen tut. Luther zĂ€hlt hier ein FĂŒlle von BetĂ€tigungsfeldern auf. Das korrespondiert mit dem, was der Apostel Paulus in Galater 5 ĂŒber die Frucht des Geistes ausfĂŒhrt. Sehen wir uns die bekannte Stelle Gal 5,22-23 einmal etwas nĂ€her an.

Die Trias Liebe, Freude, Frieden

Zuerst stellt der Apostel fest, dass die Liebe die eigentliche Voraussetzung fĂŒr ein fruchtbares Leben ist. Ohne die göttliche Liebe lĂ€uft nichts, was zur Frucht werden kann. MĂŒssen wir da nicht tĂ€glich um Liebe bitten? Ich denke nicht. Das Lied „Gib mir Liebe ins Herz, lass mich leuchten“ ist zwar nett zu singen, aber es macht nicht ernst mit den biblischen Tatsachen. In Röm 5,5 heißt es, dass der Heilige Geist die göttliche Liebe, die Agape, in das Herz aller Christen ausgegossen hat. Was da ist, muss ich anwenden, aber ich muss nicht immer neu darum bitten. Unser Enkelkind Janosch hat zu Weihnachten ein Puppenhaus bekommen. Wie seltsam wĂ€re es, wenn er sich zu seinem nĂ€chsten Geburtstag ein Puppenhaus wĂŒnschte! Nicht umsonst steht die Liebe hier an erster Stelle. Wie so oft bei Paulus, bildet das erste Glied einer AufzĂ€hlung die zusammenfassende Überschrift. Die Liebe ist also keine „Frucht“, denn sie wird jedem Christen unmittelbar vom Heiligen Geist gegeben. Sie ist sozusagen das Startkapital, das der Heilige Geist uns allen, die wir Jesus nachfolgen, mit auf den Weg gibt.

Auch die beiden nĂ€chsten Wirklichkeiten „Freude“ und „Frieden“ sollte man nicht zur Frucht zĂ€hlen, denn sie sind unmittelbare Mitbringsel des Heiligen Geistes. In Röm 14,17 heißt es sinngemĂ€ĂŸ „Die Herrschaft Gottes manifestiert sich in unserem Leben als Christ nicht dadurch, dass Gott fĂŒr unseren Leib sorgt (denn das macht er auch bei den Nichtchristen), sondern dadurch, dass wir die göttliche Gerechtigkeit empfangen, im Frieden mit Gott leben dĂŒrfen und vollen Anteil an der Freude am Herrn bekommen.“

Die Trias Liebe, Freude, Frieden zeichnet unser Wesen als Christen aus. Ein Christ, der die in ihm existierende Liebe nicht zu praktischer NĂ€chstenliebe werden lĂ€sst, der im Unfrieden mit Gott lebt, weil er sich der SĂŒndenvergebung nicht gewiss ist, und der nicht immer wieder zur Freude am Herrn durchbricht – wie soll der Frucht bringen? Wir merken, bevor wir uns mit den praktischen Liebestaten beschĂ€ftigen, die uns aufgetragen sind, muss die geistliche Trias Liebe, Frieden und Freude uns durchströmen und bestimmen.

Viele Menschen plagen sich mit Angina pectoris herum, der Verengung der HerzkranzgefĂ€ĂŸe. Die InnenwĂ€nde der Arterien sind rauh geworden und lassen das Blut nur mit MĂŒhe und  manchen Ablagerungen durch. So kann es zu kompletten VerschlĂŒssen der GefĂ€ĂŸe kommen und schließlich zu Infarkten. Vor vielen Jahren lag ich mit der Diagnose auf Angina pectoris im OP-Saal eines Krankenhauses. Zum GlĂŒck reichten zwei Stents, um die GefĂ€ĂŸe etwas zu weiten. Dann klĂ€rte mich ein Freund ĂŒber die Ursachen der Arterienverkalkung auf und riet mir zu Arginin, einem NahrungsergĂ€nzungsmittel, das in der Lage sei, die ArterieninnenwĂ€nde wieder geschmeidig und durchlĂ€ssig zu machen. Seit vielen Jahren nehme ich Arginin und hatte seitdem nie mehr Angina pectoris-Probleme. Warum erzĂ€hle ich das? Der geistliche Kreislauf in unserem Leben versorgt uns immer wieder mit Liebe, Freude und Frieden. Wenn dieser Kreislauf aber ins Stocken kommt, dann mĂŒssen wir dringend etwas dagegen unternehmen. Was das Arginin in meinem Beispiel bewirkt, das bewirkt die tĂ€gliche Bitte um SĂŒndenvergebung im geistlichen Leben. Liebe, Freude und Frieden mĂŒssen fließen, und sie fließen, wenn unser VerhĂ€ltnis zum himmlischen Vater in Ordnung ist.

Damit sind wir bei der „Frucht“. Das sind die Taten, die wir als Christen aus göttlicher Liebe heraus tun. In ihnen und durch sie erweisen wir uns als die wahren Alternativen, als die „Kinder des Lichts“. ZunĂ€chst: Wir enthalten uns jeglicher Unzucht, jeglicher Habgier und jeglicher feindseligen Rede. Das betont Paulus mehrmals in seinen Briefen (siehe 1 Kor 6 und Eph 5). Aber diese Enthaltsamkeit sind noch nicht die „guten Werke“, zu denen wir aufgerufen sind. Die treten uns vor Augen, wenn wir uns die sechsfache Frucht in Gal 5,22-23 ansehen. Und sie öffnen uns die TĂŒr zu einem geistlich fruchtbaren Leben.

Als erstes werden wir zu  Taten der „Geduld“ („hypomonĂ€â€œ) aufgerufen, zu Taten der geistlichen Tragkraft, die uns hilft, missliche Lagen auszuhalten. Christen mĂŒssen nicht ausrasten, wenn es in ihrem Leben anders lĂ€uft als sie denken und erbitten. Ich habe viel gelernt an Ps 50,15. Gott bevorzugt es, unsere Gebete „zu unserer Errettung“ zu erhören. Und weil wir im allgemeinen diesen weiten Horizont nicht haben, ist es gut, dass Gott nicht alle Gebete so erhört, wie wir sie meinen. Diese Einsicht gibt „Geduld“, „TragfĂ€higkeit“, eine wunderbare Frucht des Heiligen Geistes. Ein Christ, der in den letzten Jahren viel Krankheitsleiden durchzumachen hatte, sagte mir neulich am Telefon: Ich habe gelernt, ewigkeitsbewusst zu leben. Ich bin jetzt tĂ€glich bereit, dass der Herr mich holt.

Die geistliche Freundlichkeit ist mehr als Nettigkeit und Hilfsbereitschaft. Sie vermag den anderen als „Freund“ zu sehen, auch wenn er selber nichts Freundliches an sich hat. Auch eine wunderbare Frucht des Heiligen Geistes. Die Welt denkt im Freund-Feind-Schema. Christen können im anderen, wie absurd er sich auch gebĂ€rdet und wie gemeingefĂ€hrlich er vielleicht auch sein mag, immer auch den von Gott geliebten Menschen sehen. Das schließt nicht aus, ihm in HĂ€rte zu begegnen, wo es nicht anders geht. Ein herausragendes Beispiel fĂŒr diese geistliche Freundlichkeit ist Dr. Friedrich Wilhelm Baedeker (1823-1906). Nach seiner persönlichen  Erweckung wirkte er viele Jahre in Rußland. Vom Zar erhielt er eine Extraerlaubnis zum Besuch der Bleiwerke Sibiriens, wo die schlimmsten Verbrecher schufteten. FĂŒr sie, die oft weder lesen noch schreiben konnten, ließ er die „Bibel ohne Worte“ drucken, die nur aus vier Seiten mit den Farben schwarz, rot, weiß und golden bestand. An diesen vier Farben erlĂ€uterte er das ganze Evangelium. Damit tat er eine gesegnete Arbeit. Seine Freundlichkeit, die ihn immer wieder nach Sibirien fĂŒhrte, wurde sprichwörtlich. Georg MĂŒller segnete ihn fĂŒr diesen außergewöhlichen Dienst.

Die GĂŒte ist eine weitere Frucht. Taten aus GĂŒte dĂŒrfen nicht verwechselt werden mit bloßer humanistischer Hilfe. „GĂŒte“ kommt von „gut“. Die geistliche GĂŒte orientiert sich immer an dem, was in Gottes Augen gut und richtig ist. In unseren Eheseminaren versuchen wir, den biblischen Hilfsbegriff in 1 Mose 2,18 zu erklĂ€ren. Die wahre Hilfe besteht nicht darin, dass die Frau ihrem Mann jeden Wunsch von den Lippen abliest, sondern dass sie ihm das gibt an Ermutigung und Ermahnung, was er aktuell braucht, um zu einem verantwortungsfĂ€higen Ehemann und Familienvater zu werden. In unserer Zeit, wo ein intaktes Vaterbild in vielen Familien zur Mangelware wird, trĂ€gt die Frau eine ganz besondere Verantwortung fĂŒr ihren Mann. Sie braucht viel Weisheit, damit sie ihrem Mann wirklich so gegenĂŒbertreten kann, dass er ihren Rat und ihre Hilfe annimmt.

Dann kommen wir zur Treue. Ein treues Verhalten und ein treues VerhĂ€ltnis ist Gold wert. Jeder von uns braucht Grunderfahrungen von Treue, Heimat und Geborgenheit. Menschen, die treu zu mir stehen, die sich nicht scheuen, mir bei Fehlentscheidungen krĂ€ftig aber liebevoll ihre Meinung zu sagen, auf deren treue FĂŒrbitte ich mich verlassen kann, werden in unserer Zeit der zunehmenden unverbindlichen VerhĂ€ltnisse immer wichtiger. Wohl dem, der solche Christen in Ehe, Familie, Gemeinde und Freundeskreis hat. Ich weiß von einem ĂŒber 90jĂ€hrigen Christen, der in treuer, tĂ€glicher FĂŒrbitte fĂŒr unsere Familie und fĂŒr die Dienste des Gemeindehilfsbundes betet. Eine wunderbare Frucht des Heiligen Geistes!

Die Sanftmut ist keine Weichlichkeit, die alle FĂŒnfe gerade sein lĂ€sst. Jesus war sanftmĂŒtig, als er nicht zurĂŒckschlug, als man ihn schlug, aber er behielt trotzdem die gesamte Entwicklung des Passionsgeschehens hundertprozentig in seiner Hand, und er ging seinen Weg mit festen Schritten. Wer in seinen geistlichen Arterien Liebe, Freude und Frieden hat, kann es sich leisten, sanftmĂŒtig zu reagieren und trotzdem fest zu bleiben. Als der WiderstĂ€ndler Helmuth Graf James von Moltke vor Roland Freisler stand und die ĂŒbelsten Beschimpfungen ĂŒber sich ergehen lassen musste, hatte er Sanftmut. Ruhig und sachlich antwortete er, dass er als Christenmensch nur einen FĂŒhrer anerkennen könne, nĂ€mlich Jesus Christus. Das muss einen ungeheuren Eindruck auf alle Versammelten gemacht haben. In einer solchen Lage sanftmĂŒtig zu bleiben, das ist aus eigener Kraft unmöglich, das ist eine Frucht des Geistes.

Die Keuschheit als letzte hier genannte geistliche Frucht wird in unserer sexualisierten und pornographisierten Zeit immer wichtiger. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Generalverbot unzĂŒchtiger Schriften und Bilder vom Deutschen Bundestag gekippt. Seitdem ergießt sich mit zunehmender Wucht ein Schmutz-Tsunami ungeahnten Ausmaßes durch das Internet in die Herzen insbesondere der MĂ€nnerwelt. Pornographie verschweißt Bilder und Schriften fremder SexualitĂ€t in den Seelen der MĂ€nner. Viele können nicht mehr unterscheiden zwischen Fremdbild und ihrem aktuellen Bezug zum anderen Geschlecht. Die SexualitĂ€t als erster Schöpfungssegen fĂŒr die Menschenwelt verkommt zur egoistischen Triebbefriedigung, die keine wirkliche Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau mehr aufkommen lĂ€sst. Und nun sollen auch noch die Kindergarten- und Schulkinder in die sog. sexuelle Vielfalt hineingeholt werden. Was hier an den Kinderseelen angerichtet wird, das kommt dann in 20-30 Jahren als unangenehme Quittung zurĂŒck. Die Menschen werden beziehungsunfĂ€hig, der Wert der Ehe wird nicht mehr empfunden. Kinder werden immer mehr als Last angesehen werden. Die durch die Pornographie entwĂŒrdigte Frau wird sich immer mehr vom Mann zurĂŒckziehen und ihre eigenen Wege gehen. Aber Gott hat uns als Gemeinde Jesu mitten in diese Welt gestellt und will uns heilig machen und heilig erhalten. Geht das ĂŒberhaupt? Ja, es geht. Denken wir nur an Hiob. Auch dieser Gottesmann hatte sexuelle Anfechtungen. Aber er blieb nicht bei ihnen stehen, sondern er machte vor Gott einen Bund mit seinen Augen, damit er keine Jungfrau mehr lĂŒstern anblickte (Hiob 31,1). Was er von Gott daraufhin empfing, war nichts anderes als die Keuschheit als geistliche Frucht. Und die gilt uns genauso.

Ich wĂŒnsche allen Lesern in diesem Sinn von Gal 5,22 und 23 ein fruchtbares Leben.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 19. Januar 2017 um 18:29 und abgelegt unter Allgemein, Seelsorge / Lebenshilfe.