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„Dein Bruder wird auferstehen“ (Joh 11,23) – Über die Auferstehungshoffnung der Christen

Sonntag 8. Januar 2017 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Dass die Menschen sterben müssen, ist eine Allerweltsweisheit. Dass aber ein Mensch sagt „Ich kann sterben“, das hört man nicht oft. Als junger Vikar wurde ich einmal zu einem sterbenden Mann gerufen. Die Angehörigen hatten angerufen, er wolle das Abendmahl empfangen. Ich war aufgeregt, denn wir hatten im Predigerseminar zwar einiges über gottesdienstliche Abendmahlsfeiern gehört, aber nicht, wie wir einem Sterbenden begegnen sollten. Der Mann begrüßte mich freundlich. Er sagte: Wissen Sie, Sie sind ja ein junger Vikar, das ist nicht so leicht für Sie, einem sterbenden alten Mann das Richtige zu sagen. Ich habe deswegen alles für Sie vorbereitet. Dort liegt die Bibel, da bitte ich Sie mir, die angestrichenen Stellen vorzulesen. Hier ist das Stark’sche Gebetsbuch, da habe ich schon die entsprechenden Seiten aufgeschlagen. Und jetzt bitte ich Sie, dass wir gemeinsam „Jesus, meine Zuversicht“ singen. Und wissen Sie: Ich kann sterben.

Das wahre Gesicht des Todes

In der herrschenden Weltanschauung unserer Tage, dem Evolutionismus, wird der Tod schöngeredet. Da liest man Sätze wie den folgenden: „Sterblichkeit ist ein Jungbrunnen der Evolution durch Mutation und Selektion“ (Hubert Markl). In Wirklichkeit gibt es angesichts des Todes nichts schönzureden. Wer einmal am offenen Sarg eines neugeborenen Kindes stand, auf das sich die Eltern jahrelang sehnsüchtig gefreut hatten, wie es mir einmal als Pfarrer erging, der kann nicht mehr von einem „Jungbrunnen“ reden. Nein, der Tod ist uns bleibt der große Feind des Lebens. Er ist aber auch die größte Missionsveranstaltung Gottes, die man sich nur denken kann. Denn wer würde sich nicht nach ewigem Leben sehnen, wenn der Tod nach ihm greift, und wer würde dann nicht wenigstens einmal nachdenken über die biblische Auferstehungshoffnung? Pastor Heinrich Kemner erzählt einmal von einem tödlich verletzten Soldaten, der ihm zum Lazarett gebracht wurde und der ihn anflehte, doch ein Gebet mit ihm zu sprechen, weil er nicht beten könne. Pastor Kemner sprach ihm laut vor: Ich bin klein, mein Herz mach rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein. Der Mann sprach es sterbend nach. Nein, der Tod ist kein Jungbrunnen, er ist die Strafe Gottes für das sündhafte und gottlose Wesen der Menschheit.

Was geschieht im Tod?

Im Tod trennen sich der menschliche Geist und die menschliche Seele vom Leib. Der Leib vermag sie nicht mehr zu halten. Keineswegs sterben der Geist und die Seele zusammen mit dem Leib. Deswegen hat der sterbende Stephanus, der kurz vor seinem Tod in den offenen Himmel geblickt hat, eine Verfügung für seinen Geist getroffen: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ (Apg 7,59). Genauso hat es Jesus gemacht. Wir sollten es ebenso machen. Die meisten Menschen treffen eine testamentarische Verfügung über ihr Hab und Gut. Christen dürfen auch eine Verfügung über ihren Geist und ihre Seele treffen.

Der Schlaf – eine Verständnishilfe für den Tod

Nachdem Lazarus gestorben war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Lazarus, unser Freund. schläft“ (Joh 11,11). Die Jünger verstanden die Bildrede nicht und dachten, dass es Lazarus nun bald wieder bessergehen würde, wenn er schläft. Doch Jesus wollte mit dem Ausdruck ‚Schlaf‘ eine tiefe Wahrheit ausdrücken und über das Totenreich aufklären. So wie der Mensch im Schlaf seine Identität behält, auch wenn er in einer anderen Welt ist, so ist es auch im Toten reich. Der Mensch behält seine Identität, sein Ich. Die Lehre vom sog. „Ganztod“ hält gegenüber dem biblischen Befund nicht stand.

Der Totenleib

Nach der biblischen ganzheitlichen Anthropologie gibt es keinen menschlichen Leib ohne Geist und Seele und keinen Geist und keine Seele ohne Leib. Gott hat Adam und Eva im Schöpfungsakt Geist und Seele verliehen und damit Leib, Seele und Geist miteinander verschweißt. Insofern kann es nicht verwundern, wenn Jesus in Luk 16,19ff von einem gestorbenen reichen Mann erzählt, der im Totenreich fühlen, denken und sprechen kann. Das kann man nur, wenn die Seele und der Geist in einem Leib sind, wenn man eine Person ist. Nach Offb 20,12 stehen die Toten vor dem Gerichtsthron Christi. Stehen kann man nur in einem Leib. Das Fazit aus diesen beiden biblischen Belegstellen kann nur lauten: Also erhalten die Toten einen Leib.

Gibt es im Totenreich Raum und Zeit?

Die Dreidimensionalität unseres irdischen Lebens bzw. die Vierdimensionalität, wenn man die Zeit dazu nimmt, sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch viel mehr Dimensionen gibt. Paulus berichtet im 2. Korintherbrief von einem Erlebnis, das ihn in den „dritten Himmel“ versetzte. Wo allein Gott die Wirklichkeit prägt, ist sie vieldimensional. Es ist deshalb fraglich, ob es im Totenreich überhaupt noch Raum und Zeit in unserem irdischen Sinn gibt. Die biblischen Andeutungen, wo sich das Totenreich befindet und wie es räumlich aussieht, reichen keineswegs aus, um unser Raumverständnis dort vorauszusetzen. Ähnlich ist es bei der Zeit. Immer wieder haben Christen die Hoffnung oder die Vermutung ausgedrückt, dass es im Totenreich noch Läuterungsprozesse oder Bekehrungen geben könne. Doch dagegen spricht, was in Luk 16,19ff steht. Der reiche Mann macht sich zwar Vorwürfe, aber er kommt nicht zu Buße und Bekehrung. Prof. Wilder-Smith hat einmal diese Tatsache auf den Punkt gebracht, als er sagte, dass Bekehrungen nur dort möglich sind, wo es Zeit in unserem Sinn gibt. Jede Veränderung setzt Zeit voraus. Wenn sie nicht gegeben ist, ist alles nur geronnene Vergangenheit.

Ist mit dem Tod alles aus?

Meine Frau sieht sich immer wieder einmal die Todesanzeigen in der Tageszeitung an. Biblische Verse oder irgendeine christlich motivierte Auferstehungshoffnung findet sie nur selten. Was soll man von solchen Sprüchen halten wie den folgenden: „Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in euch weiter“, „Ich wär so gerne noch geblieben, mit euch vereint, ihr meine Lieben, doch meine Krankheit, die war so schwer, für mich gab’s keine Rettung mehr“, „Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein. Du wirst dich daran erinnern, wie gerne du mit mir gelacht hast“. In solchen Sprüchen ist keine Hoffnung auf die Auferstehung zu entdecken. Wenn man bedenkt, dass mittlerweile die überwiegende Mehrheit der Traueranzeigen solch eine Hilf- und Hoffnungslosigkeit ausdrücken, lässt das tief blicken in die weggeschwemmte christliche Glaubenssubstanz unseres Volkes.

Hoffnungsworte

Ausgerechnet vom Christentumsverächter Voltaire (1694-1778) stammt der folgende Satz: „Die Auferstehung ist die einfachste Sache der Welt. Der, der den Menschen einmal geschaffen hat, kann ihn auch zum zweiten Male erschaffen“ (aus: Die Prinzessin von Babylon, 1768). Starke Hoffnungsworte gibt es im Alten Testament. Im Predigerbuch heißt es, dass Gott den Menschen die Ewigkeit in ihr Herz gelegt hat (Pred 3,11). David spricht in Ps 16,10 die Gewissheit aus „Du wirst mich nicht dem Tod überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe“. Doch die stärksten Zeugnisse für die gebrochene Macht des Todes finden sich im Neuen Testament. „Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium“ (2 Tim 1,10). An diesen Zusagen gilt es kühn und unerschrocken festzuhalten. In meinem Arbeitszimmer hängt Dürers Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“. Der Tod hält dem Ritter triumphierend die Lebens-Sanduhr hin, doch der Ritter würdigt ihn keines Blickes. Er sieht nach vorn, auf seine Heimat, seine Burg. Genau das sollte unsere Haltung sein, wenn der Tod uns Angst machen will.

Christlicher Auferstehungsglaube

1653, wenige Jahre nach den Grauen des Dreissigjährigen Kriegs, hat der preußische Staats mann Otto von Schwerin sein Lied „Jesus, meine Zuversicht“ niedergeschrieben. Darin heißt es „Lässet auch ein Haupt sein Glied, welches es nicht nach sich zieht?“ Das ist der Auferstehungsglaube des Römerbriefs. „Denn wenn wir mit ihm verbunden und gleichgeworden sind mit seinem Tod, dann werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein“ (Röm 6,5). Durch den Heiligen Geist sind die Christen mit ihrem Herrn und Heiland Jesus Christus so eng zusammengefügt, dass sie vollen Anteil haben an seinem Tod und an seiner Auferstehung. Eine bessere Hoffnung gibt es nicht. Wann wird sich diese Hoffnung erfüllen? Paulus gibt dazu in Phil 3,20 und 21 eine klare Angabe. Wenn Christus wiederkommt, wird er „unseren nichtigen Leib verwandeln“ und ihn „seinem verherrlichten Leib“ gleichmachen. Dann werden die Christen ihr großes Erbe antreten, das in nichts anderem besteht als in einem „unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen“ Leib (1 Petr 1,3-5). Wer darf sich darauf freuen? Auch hier ist die Antwort der Apostel eindeutig: alle, die den Heiligen Geist haben, werden dann dabei sein (Röm 8,23).

Der uns verheißene Herrlichkeitsleib

Wir können uns den neuen Leib, den alle empfangen sollen, die den Heiligen Geist haben, nicht vorstellen. Er sprengt unser Vorstellungsvermögen total. Aber wir wissen aus dem großartigen 15. Kapitel des ersten Korintherbriefs, dass er „unverweslich“, „kräftig“, „herrlich“ und „geistlich“ sein wird. In diesem Leib wohnen keine Vergänglichkeit, keine Krankheit und vor allem keine Sünde mehr. Alle die ihn bekommen, werden in ihm die himmlische Staatsbürgerschaft antreten und die Herrlichkeit Gottes schauen. Wahrhaft, eine unvorstellbare, grandiose Zukunft, die uns Christus erworben hat!

Die endgültige Vernichtung des Todes

Wenn Christus wiederkommen wird, dann wird er zunächst die letzten großen Gerichtsakte ausüben (Offb 19,11-20,15), bevor er den neuen Himmel und die neue Erde ins Dasein ruft. Im Wesentlichen sind es vier Gerichtsakte: das Gericht über die christusfeindlichen Völkerheere, das Gericht über den Falschmessias und seinen Propheten, das Gericht über Satan und das Gericht über die Toten und den Tod. Es wird sich erfüllen, was der Apostel in 1 Kor 15,26 angekündigt hat: „Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod“. Welch ein grandioser Sieg unseren Herrn und Heilandes! In der neuen Welt Gottes wird es diesen Feind des Lebens nicht mehr geben! Wer das glaubt, der muss vor dem Tod nicht bleich erzittern. Er kann wie der Ritter in Dürers Kupferstich sein Haupt erheben und die Augen auf seine ewige Heimat richten. Er k a n n sterben.

Zur Vertiefung des Themas: Joachim Cochlovius, Die Freiheit des Glaubens. Eine Auslegung des 1. und 2. Korintherbriefs; ders., Siehe, ich mache alles neu. Das Buch der Offenbarung Jesu Christi. Beide Bücher können über www.gemeindehilfsbund.de/Bestellungen/Buchversand Cochlovius bestellt werden

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 8. Januar 2017 um 11:00 und abgelegt unter Allgemein.