Gemeindenetzwerk

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„Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade“ (1 Kor 6,2)

Samstag 19. November 2016 von Jörgen Bauer


Jörgen Bauer

Wozu sind an den Kirchtürmen Uhren angebracht, heute, wo doch jeder eine Armbanduhr hat und wo im öffentlichen Raum überall Uhren aufgestellt oder angebracht sind? Früher als die Leute noch nicht so gut mit Uhren versorgt waren, waren es die Kirchturmuhren, mitsamt den weithin hörbaren Glockenschlägen, die anzeigten, was die Stunde jeweils geschlagen hatte.

Unser früherer Pfarrer erklärte die Kirchturmuhr damit, dass die Menschen tatsächlich erkennen sollen, was die Stunde geschlagen hat, was sie daran erinnern sollte, dass unsere Zeit in Gottes Händen ist, dass Zeit Gnade ist und dass es die Zeit der Gnade zu nutzen gilt. Das heißt, das Entscheidende, auf das es ankommt, geschieht jetzt in diesem Augenblick und die Zukunft, die wir zu erwarten haben, hängt, aus menschlicher Sicht, von dem ab, was wir jetzt tun.

Viele Menschen leben nicht im Jetzt, sondern befassen sich mit der Vergangenheit oder mit der Zukunft, in dem sie entweder über verpasste Gelegenheiten nachgrübeln oder Ängste vor der Zukunft entwickeln. Beides entspricht nicht der christlichen Grundhaltung. Jesus zeigt uns, dass Vergangenes vergeben wird, wir jeden Tag neu anfangen können und dass wir uns keine Sorgen um die Zukunft machen sollen, weil Gott für uns sorgt.

Deshalb können wir das, was der jeweilige Tag an Aufgaben für uns bereithält, fröhlich und im Vertrauen auf Gott in Angriff nehmen. Wer sein Vertrauen auf Gott setzt, macht die Erfahrung, dass Gott uns trägt und auf oft wundersame Weise hindurchhilft.

Von Martin Luther stammt sinngemäß die Aussage: „Ich habe heute so viele zu tun, dass ich nicht weiĂź, wo ich zuerst anfangen soll, deshalb muss ich zuerst einmal beten!“ Das ist die Erfahrung, die man dabei machen kann: Das Gebet ist keine Zeitverschwendung, die uns an Wichtigerem hindert, sondern schärft den Blick fĂĽr die Prioritäten, sodass wir plötzlich Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden, die Dinge richtig ordnen und die Zeit damit sinnvoll ausschöpfen können.

All unser Tun soll dabei auch zur Ehre Gottes geschehen. Es ist gut für uns, wenn wir die Zeit als Gnade begreifen, weil wir nicht wissen, ob wir sie morgen noch haben, und uns möglicherweise mit Dingen belasten, die uns überhaupt nicht mehr betreffen und darüber hinaus das Eigentliche vergessen.

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat eins geschlagen! Ist nur ein Gott in der Welt, ihm sei all’s anheimgestellt. Menschenwachen kann nichts nĂĽtzen, Gott muss wachen, Gott muss schĂĽtzen. Herr, durch Deine GĂĽt‘ und Macht schenk uns eine gute Nacht!

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat zwei geschlagen! Zwei Weg hat der Mensch vor sich. Herr, den rechten führe mich. Menschenwachen…

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat drei geschlagen! Dreifach ist, was göttlich heiĂźt: Vater, Sohn und Heil’ger Geist. Menschenwachen…

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat vier geschlagen! Vierfach ist das Ackerfeld; Mensch wie ist dein Herz bestellt? Menschenwachen…

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat fĂĽnf geschlagen! FĂĽnf Jungfrauen waren klug. FĂĽnf war’n töricht und nicht klug. Menschenwachen…

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat sechs geschlagen! In sechs Tagen schuf Gott die Welt, da war alles wohlbestellt. Menschenwachen …

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat sieben geschlagen! Denkt der sieben Worte nach, die der Herr am Kreuze sprach. Menschenwachen…

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat acht geschlagen! Habet acht auf Feuer und das Licht, dass unserer Stadt kein Leids geschicht. Menschwachen…

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat neun geschlagen! Neun versäumten Dank und Pflicht; Mensch vergiss der Wohltat nicht. Menschenwachen…

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat zehn geschlagen! Zehn Gebote setzt Gott ein; gib dass wir gehorsam sein. Menschenwachen…

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat elf geschlagen! Elf der Jünger blieben treu, einer trieb Verräterei. Menschenwachen…

Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat zwölf geschlagen! Zwölf, das ist das Ziel der Zeit! Mensch bedenk die Ewigkeit! Menschenwachen…

(altes Nachtwächterlied aus Franken und Schwaben)

 

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 19. November 2016 um 11:17 und abgelegt unter Allgemein.