Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Predigt: Leben aus der Quelle Рworaus wir Kraft und Orientierung sch̦pfen (Joh 7,37-39)

Mittwoch 26. Oktober 2016 von Johann Hesse


Johann Hesse

In den vergangenen sieben Tagen wurde in Israel das Laubhüttenfest (hebräisch: Sukkot) gefeiert. Am 23. Oktober 2016 (21. Tischri) wird der letzte und höchste Tag dieses Festes begangen. Das Laubhüttenfest ist das letzte der drei großen Pilgerfeste Israels, das immer ab dem 15. des siebten Monats (Tischri/Etanim) für eine Woche gefeiert werden sollte. Sukkot ist einerseits ein Erntefest, an dem für die Wein- und Olivenernte gedankt wurde. Andererseits und vor allem aber ist es das Fest der Laubhütten (Sukka ist die Laubhütte). Israel sollte sich an diesem fröhlichen Fest daran erinnern, dass es in Hütten und Zelten lebte, als Gott sein Volk aus Ägypten und durch die Wüste führte (3 Mose 23,34-36). Und Israel tut das bis heute. Am letzten Tag des Festes stehen die Laubhütten noch, in denen gefeiert, gelebt, gegessen und geschlafen wird. Insbesondere die frommen Juden beachten das auch noch.

Das Laubhüttenfest zur Zeit Jesu

Auch zur Zeit Jesu wurde das Laubhüttenfest gefeiert. Im siebten Kapitel des Johannesevangeliums wird uns darüber berichtet, dass Jesus während des Laubhüttenfestes von Galiläa nach Jerusalem reiste und während des Festes öffentlich im Tempel auftrat und das Volk lehrte.

Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht (Joh 7,37-39).

Die Wasserschöpfzeremonie

In der Mischna (Sukka) wird beschrieben, dass am siebten Tage eine Wasserschöpfzeremonie durchgeführt wurde. Die Priester schöpften bei Sonnenaufgang mit einem goldenen Krug Wasser am Teich Shiloah und zogen dann in feierlicher Prozession zum Tempel hinauf. Auf jeder der 15 Stufen zwischen Frauenhof und Männerhof wurden die Wallfahrtspsalmen gesungen. Beim Erreichen jeder neuen Stufe wurde das Schofarhorn geblasen. Im Tempel wurde das Wasser in Schalen am Altar gegossen. Israel dachte unter Jubel und Lobpreis an die Worte aus dem Propheten Jesaja: „Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen“ (12,2). Und Israel dachte auch daran, dass der Herr Israel in der Wüste mit Mannah und Wasser versorgt hatte, als der Herr in der trockenen Wüste den Felsen öffnete und eine Quelle hervorsprudeln ließ (4 Mose 20,11).

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Jesus seine Worte in diese Situation hinein sprach und seine Einladung mit Blick auf diese Wasserschöpfzeremonie aussprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. 

1. Die Quelle des Lebens ist Jesus Christus

1.1       Rosen zum Hochzeitstag

Am 2. Oktober haben meine Frau und ich unseren Hochzeitstag gefeiert. Ich habe ihr sieben sehr schöne marzipanfarbene Rosen mitgebracht. Große, langstielige Rosen mit vollen und kräftigen Blüten. Wirklich ganz wunderschöne Rosen. Doch schon beim Kauf fragte ich mich: Wie lange werden die wohl noch so schön aussehen? Bereits vor Tagen hatte sie jemand in Ecuador abgeschnitten, sie wurden in ein Flugzeug verladen und stehen seit heute früh im Blumengeschäft. Immerhin haben sie über eine Woche durchgehalten. Doch jetzt sehen sie schrecklich aus. Die Hochzeitsrosen verwelken, weil sie abgeschnitten sind von der Quelle des Lebens. So wie diese Rosen abgeschnitten sind von der Quelle des Lebens, schneidet uns die Sünde ab von Gott. Wir müssen sterben und sind auf ewig von Gott getrennt. Der Mensch steht unter dem Fluch der Sünde und des Todes. Die ewige Verdammnis ist sein schreckliches Ziel.

1.2       Der Versöhnungstag

Wenige Tage vor Sukkot findet der Jom Kippur statt, der große Versöhnungstag (Jom Kippur). Zwei Böcke spielten an diesem Tag eine große Rolle. Der eine wurde geschlachtet und der Hohepriester durfte mit dem Blut dieses Opfertieres in das Allerheiligste und damit in die Gegenwart Gottes treten. Der Hohepriester musste danach seine Hände auf einen zweiten Bock legen und über ihm alle Sünden des Volkes bekennen und den Bock in die Wüste bringen, wo er sterben musste. Die Sünde des Volkes konnte nur beseitigt werden, indem diese Sünde von einem Stellvertreter mit Blut bezahlt und in den Tod getragen wurde.

1.3       Die Sühnung der Sünden

Wenn Jesus ruft: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Dann lädt er uns zu sich ein. Die beiden Böcke vom Jom Kippur weisen auf Jesus Christus: 1.) Unsere Sünden werden stellvertretend auf ihn gelegt. 2.) Er lässt sich für unsere Sünden schlachten und sein Blut macht den Weg frei in die Gegenwart Gottes. Johannes sagt über Jesus: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (Joh 1,29). Wenn der Prophet Sacharja über das Kommen des durchbohrten Messias schreibt: „Zu der Zeit werden das Haus David und die Bürger Jerusalems einen offenen Quell haben gegen Sünde und Befleckung“ (Sacharja 13,1), dann ist der am Kreuz verblutende Christus die Erfüllung dieses Wortes. Jesus ruft uns zu dieser Quelle. Wenn ihr zu mir kommt, findet ihr Vergebung eurer Sünden und das klare Wasser des ewigen Lebens.

1.4       Die Not unserer Zeit

Die große Not unserer Zeit ist, dass man versucht, diese Quelle zu verschütten und zu verunreinigen. So verkündigen Kirchenleiter: „Gott braucht kein Sühnopfer. Es muss ja nicht sein Zorn durch unschuldiges Leiden besänftigt werden.“ (Nikolaus Schneider). Oder: „Ich glaube nicht, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist.“ (Superintendent Burkhard Müller) Oder: „Der Tod Jesu war nicht notwendig, damit Gott sich mit uns versöhnt und uns vergibt.“ (Propst Horst Gorski) Und: „Die Botschaft Jesu war unabhängig von seiner Kreuzigung, und daher glaube ich nicht, dass das Kreuz eine Heilsbedeutung hat.“ (Pfr. Claus Petersens). Eine solche Verkündigung verschüttet die Quelle und vermauert die Tür ins Himmelreich.

1.5       Das Erbe der Reformatoren

Wenn im kommenden Jahr 500 Jahre Reformation gefeiert wird, dann gilt es, diese Quellen wieder freizulegen. Da sind wir persönlich und in unseren Gemeinden und Gemeinschaften gefragt. Was schreibt Martin Luther im Großen Katechismus über den 3. Artikel des Glaubensbekenntnisses: „Zur ewigen Verdammnis wurden wir verurteilt, wie wir es verdient hatten. Da gab es keine Hilfe, keinen Rat und Trost, bis sich dieser Sohn Gottes unseres Jammers und Elends aus grundloser Güte erbarmte… Er hat gelitten, starb und wurde begraben, um für das Genugtuung zu leisten und das zu bezahlen, was ich verschuldet habe – und das nicht mit Silber und Gold, sondern mit seinem eigenen teuren Blut.“ Weiter schreibt Luther: „Das ganze Evangelium, das wir predigen, gründet darauf, dass man diesen Artikel klar erfasst. Und unser ganzes Heil und die Seligkeit hängt von ihm ab“.

1.6       Jesus lädt uns heute ein

Jesus lädt Sie heute ein: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Jesus lädt uns ein aus der Quelle des Lebens zu trinken: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken“ (Joh 6,54). Das ist die wahre Quelle, aus der wir trinken wollen. Nur hier finden wir Leben, nur hier finden wir zurück zu Gott, der die Quelle des Lebens ist. Lasst uns diese Quellen neu freilegen für uns und für andere. Diese klare Quelle muss das Zentrum unseres persönlichen Lebens, unserer Verkündigung und unserer missionarischen Arbeit sein. Wenn andere diese Quelle zuschütten wollen, dann legen wir sie wieder frei, dann laden wir im Namen und Auftrag Jesu ein, zu dieser Quelle zu kommen. Jesus ruft uns: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!

2. Die Quelle des Lebens nicht verlassen

Jesus lädt uns ein zur Quelle des Lebens, doch viele Menschen damals und auch heute, wollen zu dieser Quelle nicht kommen. So war es schon zu Zeiten des Propheten Jeremia: „Denn mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige Quelle verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und kein Wasser geben.“ (Jeremia 2,13). Ich möchte zwei Bereiche nennen, in denen heute insbesondere Kirchenvertreter aus den Kirchen und auch Freikirchen, die lebendige Quelle verlassen, sich Zisternen machen, die rissig sind und kein Wasser geben.

2.1       Der interreligiöse Dialog mit dem Islam

So sagte der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider: „Die Religionen müssen sich von dem Gedanken verabschieden, die Wahrheit allein zu besitzen. Als gemeinsame Wahrheitssucher können Muslime und Christen gemeinsam handeln.“ Und ähnlich spricht der jetzige Ratsvorsitzende Bedford-Strohm von einer „tiefen Bereicherung“, die er empfindet, wenn er bei multireligiösen Feiern die Texte und Gebete anderer Religionen hört. Landessuperintendent Rathing in Lüneburg verkündete jüngst bei einem Pastorenkonvent, dass Juden, Christen und Muslime an denselben Gott glauben.

Hier führen falsche Hirten die Herde weg von der lebendigen Quelle und führen sie zu Zisternen, die rissig sind und kein Wasser geben. Wie anders lautete die Botschaft der Reformatoren. Luther hatte sehr klar das Wesen des Islam durchschaut und benannt: „Er hält Christus nicht für den Heiland der Welt, der für unsere Sünde gestorben ist…Mohammed ist ein Zerstörer unseres Herrn Christus und seines Reiches. Denn, wer die Stücke an Christus leugnet, dass er Gottes Sohn ist, dass er für uns gestorben ist und dass er jetzt noch lebt und regiert zur Rechten Gottes, was hat er noch an Christus? Da ist Vater, Sohn, Heiliger Geist, Taufe, Sakrament, Evangelium, Glaube und alle christliche Lehre dahin, und anstelle Christi ist nichts mehr als Mohammed und seiner Lehre von den eigenen Werken und sonderlich vom Schwert“.

Mit den Reformatoren wollen wir auch heute die Menschen und besonders auch die zu uns kommenden Muslime zur lebendigen Quelle einladen. Jesus Christus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich“ (Joh 14,6). Und die Apostel verkündigten: „In keinem anderen ist das Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“ (Apg 4,12). Diese Botschaft muss auch unsere Botschaft sein, und nur mit dieser Botschaft haben wir Zugang zur lebendigen Quelle.

2.2       Der Umgang mit der Homosexualität

Vor wenigen Wochen hat die Synode der Nordkirche beschlossen, die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren in öffentlichen Gottesdiensten zu erlauben. Nur zwei Synodale hatten den Mut, gegen diese Entscheidung zu votieren. Wir vom Gemeindehilfsbund haben uns mit einer Stellungnahme an das Synodenpräsidium und die Synodalen gewendet und die Synode aufgefordert:

1.) am Wortlaut der Heiligen Schrift festzuhalten und ihn nicht durch exegetische Kunstgriffe außer Kraft zu setzen und damit das Zeugnis des Wortes Gottes vor der Welt zu verdunkeln.

2.) Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift ist neben vielen anderen sündigen Verhaltensweisen auch praktizierte Homosexualität sündhaft (3 Mose 17-26; Röm 1,26; 1 Kor 6,9; 1 Tim 1,10). Es ist ein Gebot christlicher Nächstenliebe, jedem Menschen, der in sündhaftem Verhalten lebt, den Weg aus der Sünde zu zeigen. Jesus Christus ist für unsere Sünden gestorben. Wenn wir unsere Sünden bekennen, so empfangen wir Vergebung der Sünden und die Gabe des Heiligen Geistes, der uns hilft, unser Leben an den Geboten Gottes auszurichten. Er kann homophilen Menschen helfen, auf homosexuelle Praxis zu verzichten oder auch eine Veränderung der sexuellen Orientierung zu erleben. Wir fordern die Synode auf, dafür Sorge zu tragen, dass Schwulen und Lesben dieser Weg durch entsprechende Seelsorgeangebote in der Nordkirche eröffnet wird. Homophil empfindende Menschen, die bereit sind, diesen oftmals schweren Weg der Umkehr und der Veränderung zu gehen, sollten von der Kirche alle erdenkliche Hilfe, Unterstützung und den Segen Gottes empfangen.

Wenn die Kirche das segnet, was Gott als Sünde betrachtet, macht sie rissige Zisternen und stößt die Menschen in tiefe Not. Außerdem wird jenen Christen die Unterstützung versagt, die sich bewusst entschlossen haben, den Weg der Homosexualität zu verlassen. Das zu segnen, was Gott als Sünde bezeichnet, raubt diesen Menschen die geistliche Kraft, ihren oft schweren Weg der Umkehr zu gehen.

Mit Nächstenliebe hat das nichts mehr zu tun. Die Reformatoren wussten von der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium. Wir sind den Menschen die Verkündigung des Gesetzes schuldig, denn das Gesetz deckt die Sünden auf. Wenn die Sünde erkannt wird, führen wir den Sünder zum Kreuz und damit in die befreiende Gnade des Evangeliums. Unsere Gemeinden werden zu Quellen des Lebens, wenn wir den Menschen Gesetz und Evangelium verkündigen.

2.3       Von den Zisternen zur lebendigen Quelle

„Denn mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige Quelle verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und kein Wasser geben.“ (Jeremia 2,13). Wir wollen Gott im Gebet darum bitten, dass er uns zeigt, wo wir uns persönlich und auch in unseren Kirchen und Gemeinschaften Zisternen gemacht haben, die kein Wasser geben. Wir wollen beten, dass er uns zurückführt zur lebendigen Quelle seines Sohnes und seines klaren Wortes. Jesus lädt uns ein: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 

3. Die Quelle des Lebens soll überfließen

Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht. (7,38-39).

Wenn wir selbst durch den rettenden Glauben mit Jesus Christus verbunden sind, dann werden wir die Ströme des lebendigen Wassers von Jesus empfangen und sie werden überfließen und zu anderen fließen. Wer an Jesus Christus glaubt, empfängt den Heiligen Geist und wir dürfen mit den Gaben des Geistes anderen dienen. Wie können wir selbst und wie können unsere Gemeinden zu überfließenden Quellen des Lebens werden? Ich möchte drei entscheidende Faktoren nennen, die darüber entscheiden.

3.1       An der Lehre festhalten

Jesus gibt hier nicht ohne Grund einen Hinweis auf die Schrift: Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das „wie die Schrift sagt“ können wir auf den folgenden Satzteil und auf den davorstehenden Satzteil beziehen: 1.) Die Schrift sagt, dass von dessen Leib Ströme lebendigen Wassers fließen wird. 2.) Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt. Mit dem zweiten Aspekt würde Jesus dann sagen: Euer Glaube an mich muss durch das Wort der Bibel geformt sein und muss sich am Wort Gottes messen lassen. Anders gesagt: Wir können uns nicht nach Belieben einen postmodernen Jesus basteln, der sanft und liebevoll alles bestätigt, was wir für gut und richtig halten. Unser Glaube an Jesus muss auf der Heiligen Schrift gegründet sein. Unser Bild von Jesus muss schriftgemäß sein.

Petrus wollte von Jesus nicht mehr lassen, denn er wusste, dass er durch Jesus und die Worte Jesu mit der Quelle des Lebens in Verbindung stand: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68). Jesus sagte: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Joh 8,31.32).

Und was tat die Jerusalemer Urgemeinde? „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel“ (Apg 2,42). Das ist die Quelle einer lebendigen Gemeinschaft. Nicht die Attraktivität unserer Gottesdienste, nicht die Umsetzung von irgendwelchen Modellen und Strategien und schon gar nicht die Anpassung an den Zeitgeist, sondern das Festhalten an der apostolische Lehre und das Umsetzen der Worte Jesus machen eine Gemeinschaft von Christen lebendig.

Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten,
worauf soll der Glaube ruhn?
Mir ist’s nicht um tausend Welten,
aber um dein Wort zu tun.

Nikolaus Graf von Zinzendorf

3.2       In der Gemeinschaft beten

Der zweite Faktor, der lebendige Gemeinden auszeichnet, ist die betende Gemeinschaft: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“ (Apg 2,42). Und in Apostelgeschichte 4,23-31 können wir solch ein vollmächtiges Beten der Gemeinde nachlesen und viel daraus lernen: „Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist geschaffen“. Am Ende des Gebetes heißt es: „Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut“. (Apg 4,23-31)

Ich bin überzeugt, dass unsere Gemeinden und Gemeinschaften dann zu lebendigen Quellen werden für uns und andere, wenn wir betende Gemeinschaften sind. Uns allen, aber gerade den älteren Brüdern und Schwestern sage ich es angesichts des geistlichen Notstandes in unseren Kirchen und Gemeinschaften und auch angesichts der angespannten gesellschaftlichen Situation und der Situation unserer Brüder und Schwestern der weltweiten Kirche. Jetzt sind treue und vollmächtige Beter gefragt. Es gilt auch in unseren Tagen das Gedicht von Reinhold Schneider, das er 1936 dichtete:

Allein den Betern kann es noch gelingen / Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten / Durch ein geheiligt Leben abzuringen.

3.3       Das Wort weitersagen

Und noch ein drittes möchte ich uns sagen. Unsere Gemeinden sind dann lebendige Quellen, wenn wir die Einladung Jesu weitersagen und weitertragen: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wir haben getrunken von dieser Quelle und wir haben das ewige Leben geschmeckt. Können wir das für uns behalten? Können wir das? Dürfen wir das?

Ich möchte Ihnen dazu eine kleine Geschichte erzählen. Vor wenigen Wochen war ich als Referent auf einer Kurzbibelschule auf Pellworm. Am letzten Tag ging ich Joggen. Ich lief zum Deich und dann um die Alte Kirche von Pellworm, die bekannt ist für ihre Arp Schnittger Orgel. Ich ging über den Friedhof an der Alten Kirche und lief an einem Mann vorbei, der gerade dabei war, ein Grab auszuheben. Der Mann stand in einem Grab! Er schaufelte Erde aus einem Grab. Ein Bild tiefer Symbolik. Das ist das Los des Menschen. Das ist unser aller Los. Von der Erde sind wir genommen und zu Erde müssen wir wieder werden. Weiterlaufend dachte ich: „Da kannst du doch nicht einfach so dran vorbeilaufen“. Ich lief weiter und plötzlich jagte eine dicke Regenwolke über die Insel. Sie entleerte sich direkt über mir, so dass ich in einer Bushaltestelle Schutz suchte. Ich überlegte weiter. Der Regenschauer hörte auf und die Sonne schien wieder. Ein großer Regenbogen erschien über Pellworm und ich wusste sofort. Der Herr schickt dir das Zeichen seiner Treue und er schickt dich zurück zu dem Mann im Grab. Ich sprach ihn an und fragte zunächst, ob er einen Verwandten beerdige. Als er verneinte, fragte ich, wie es ihm dabei gehe, wenn er ein Grab ausschaufele. Er meinte, dass man es ja auch ganz nüchtern als Erdarbeiten sehen könne. Daraufhin fragte ich ihn, ob er glaube, dass wir Menschen aus solch einem Grab wieder herauskommen könnten.

Er war sich nicht sicher und es wurde deutlich, dass er keine Auferstehungshoffnung in seinem Herzen kannte. Wir sprachen dann kurz darüber, dass Jesus ja den Tod besiegt habe, weil er von den Toten auferstanden ist und wir sprachen über das Bibelwort: „Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens und die Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“ (Joh 5,28). Zum Schluss des Gesprächs machte ich ihm Mut, einmal das ganze Kapitel 5 des Johannesevangeliums zu lesen, ich verabschiedete mich freundlich und erinnerte ihn noch daran, dass wir einmal alle in solch ein Grab gelegt würden. Die Frage ist: Wird er die Auferstehung zum Leben erlangen? Als ich weiterlief, betete ich: „Herr, öffne ihm die Augen, dass er sehe!“

Ich möchte Ihnen mit dieser Geschichte Mut machen. Wir haben getrunken aus der Quelle des Lebens. Wir haben geschmeckt das Wort des ewigen Lebens. Geben wir diesen kühlen Trank weiter! Die Menschen um uns herum stehen bereits in ihren Gräbern. Viele von ihnen haben keine Hoffnung auf die Auferstehung zum Leben. Ihnen bleibt das kommende Gericht. Sagen wir Ihnen das Wort weiter: Jesus ist für deine Sünden gestorben. Jesus ist von den Toten auferstanden. Wer an ihn glaubt, der hat das ewige Leben.

Jesus Christus fordert uns heute auf, seine Einladung weiterzugeben: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Jesus fordert uns auf, dass wir persönlich missionarisch leben und dass unsere Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften offensiv missionarisch leben. Gehen wir raus und laden die Menschen ein zur Quelle des Lebens: „Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme: und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst“.

Prediger Johann Hesse, Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes, 23.10.2016 (Bad Salzuflen)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 26. Oktober 2016 um 13:05 und abgelegt unter Predigten / Andachten.