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„Erwartungen“ (Predigt über Psalm 37,5)

Samstag 30. April 2016 von Hans Peter Royer (1962-2013)


Hans Peter Royer (1962-2013)

„Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue auf ihn, so wird ER handeln.“ (Psalm 37,5)

Wir alle befinden uns auf der Gradwanderung unseres Lebens. Und wir alle laufen Gefahr auf eine Seite abzukippen in unserer Erwartungshaltung Gott gegenüber. Eine Tendenz ist, dass wir Gott von vornherein limitieren auf unsere persönlichen Fähigkeiten, unsere Gaben, unserer Ausbildung und den vorhandenen Mitteln. Wir sind dankbar dafür das Gott uns erlöst hat, unsere Sünden am Kreuz getragen hat und uns einmal zu sich beruft. Aber darüber hinaus erwarten wir eigentlich nicht mehr allzu viel von ihm, außer den Dingen, die wir aus eigener Kraft bewirken und vollbringen können.

Wir kalkulieren: Finanzielle Mittel: wir wagen nie mehr als das, was menschlich möglich ist, Freizeiten: ich erwarte nie mehr Teilnehmer als ich persönlich überreden kann, Geistlich: ich erwarte allerhöchstens, dass meine Predigt Menschen zum Nachdenken bringt, beeinflusst, aber keine wirkliche Erneuerung, Ehe: ich erwarte vielleicht, dass ich durchkomme, nicht aber dass Gott sie schön machen kann, Seelsorge: ich erwarte nur, was psychologisch möglich ist.

Das ist eine Tendenz nach dem Motto: „Es gibt viel zu tun, packen wir`s an! Und Gott, es wäre schön wenn du uns dabei ein wenig hilfst und unterstützt!“

Eine andere Tendenz ist die, dass wir Gottes übernatürliches Handeln, seine übernatürliche Kraft nach unserem Gutdünken beanspruchen und als selbstverständlich von IHM erwarten. ir schreiben Gott vor, wann, wie, an wem und wo ER handeln muss. Ich „rechne“ nicht nur damit, dass Gott handelt, sondern schreibe ihm vor, was er zu tun hat – zu meiner Zeit. „Durch unser Gebet werden sich Millionen deutsche Bürger bis zum Jahr 2002 bekehren, wir beten eine Erweckungswelle herbei bis 2002!“

Dabei gibt es mindestens drei Probleme:

  1. Es ist gefährlich: Jesaja 5,18-19 – „hurry up, God……….“!
  2. Damit sind wir die Meister, wir geben die Vorgaben, und Gott ist unser Diener, der es nun zu tun hat. Natürlich wird (muss) er uns dazu gebrauchen.
  3. Es wird nie geschehen, weil der Herr Jesus es so gesagt hat: Matthäus 7,13-14.

Es wäre gut, wenn wir unsere Erwartungen mit etwas Geduld paarten. (Psalm 130,5) Beide Tendenzen stammen in erster Linie aus unserem Stolz und unserer Arroganz. Allerdings ist uns das nicht bewusst, denn die erste Tendenz nennen wir „Demut“ und die zweite nennen wir „großen Glauben“.

Aber ich möchte euch zeigen, dass beide Tendenzen eigentlich aus Stolz und Unglauben entspringen.

Bei beiden Tendenzen steht der Mensch und sein Egoismus im Vordergrund:

  1. Wenn wir Gott nur das zutrauen, was durch unsere menschliche Macht möglich ist, und wir planen dann eine Veranstaltung, und sie verläuft recht erfolgreich; wer bekommt dann den Applaus (verständlicherweise)? Natürlich der Veranstalter, der es möglich gemacht hat.
  2. Wenn ich Gottes Macht herbeibete, für die Heilung einiger Menschen bete, und ein Mensch wird wirklich geheilt, wer bekommt dann den Applaus. Natürlich dieser „tiefgläubige Mann“, der einen Glauben hatte, groß genug, damit ich nun geheilt bin. Wo werde ich mit meinen nächsten Problemen hingehen? Natürlich zu diesem Mann.

Ãœbrigens, ich rede hier nicht von „dem da drüben“ oder von dieser oder jener Denomination – ich spreche von mir und von dir. Denn diese Tendenzen sind tief eingenistet in unserem Fleisch, in unserem alten Ego, und ich ertappe mich immer wieder, wie ich auf die eine oder die andere Seite tendiere. Wir sind nun mal durch und durch vom Denken dieser Welt beeinflusst und manipuliert.

Ich glaube übrigens an Heilung (bin selbst geheilt worden) und ich bin überzeugt, dass wir unseren Verstand gebrauchen müssen zum Planen und Vorsorgen. Aber das Wort Gottes deckt auf, wenn die Motive aus meinem Ego kommen, und deckt auch mich persönlich immer wieder auf.

Das Wort Gottes gibt uns noch eine 3. Möglichkeit, indem wir Gott weder beschränken auf unsere eigenen Fähigkeiten, noch ihm vorschreiben, was er zu tun hat. Psalm 37,5: „Befiehl dem Herrn deinen Weg, und vertraue auf ihn, so wird ER handeln.“

Wir sind angeleitet, dem HERRN unsere Wege, unser Leben anzubefehlen, nicht ihm unsere Wege zu diktieren. Wir sollen „auf IHN hoffen“, d. h. ALLES von Gott erwarten, täglich, 24 Stunden jeden Tag und 60 Minuten die Stunde mit seinem Handeln rechnen. Dann handelt ER zu seiner Zeit, auf seine Art und nach seinem Willen.

Und wisst ihr, warum das so spannend ist? Weil ich nie weiß, was er morgen mit mir vorhat! Sich von SEINEM Handeln überraschen zu lassen, ist für mich das Spannendste auf der Welt. Denn wenn ER handelt, dann ist mein Morgen so groß wie GOTT, nicht limitiert auf meine Fähigkeiten oder Wünsche. Das heißt „nach den Sternen zu greifen“, das bedeutet in Erwartung zu leben, ALLES von IHM zu erwarten. Dann musst du nicht das tun, was möglich ist, sondern nur das, was recht ist. Wir müssen Gott zutrauen, das Unmögliche zu tun, auch hier und heute.

Oswald Chambers hat geschrieben: „Wenn du wissen willst, wie es um dein geistliches Leben steht, dann beobachte dich einmal, worum du Gott bittest. Manchmal sind unsere Bitten eine Beleidigung, denn wir fragen mit unseren Augen auf uns und unsere Möglichkeiten gerichtet, und nicht auf Jesus Christus.“ Christus nur um das zu bitten, was mir aus eigener Kraft eventuell möglich ist, ist eine Beleidigung an Gott. Für mich ist es das größte Vorrecht, Menschen von der Wahrheit zu erzählen als ein Botenjunge Gottes und dann aus dem Weg zu gehen und Gott zuzusehen, wie ER handelt, wie ER Menschen erneuert und umwandelt.

In 2. Könige 3, 4-27 lesen wir die folgende Geschichte:

Drei Könige, die Könige von Israel, Juda und Edom, zogen hinauf gegen den König von Moab, weil dieser den Bund mit Israel gebrochen hat. Nachdem sie 7 Tage durch die Wüste zogen, fanden sie kein Wasser mehr, das Tal war ausgetrocknet. Sie sahen sich selbst schon so gut wie verloren in den Händen Moabs, für die es nun ein leichtes war, dieses halb verdurstete Heer zu schlagen. In dieser aussichtslosen Lage, in einem total ausgetrockneten Tal in der Wüste Edoms, sprach Gott zu ihnen durch den Propheten Elisa. „So spricht der Herr: Macht hier und da Gruben in diesem Tal. Denn so spricht der Herr: Ihr werdet weder Wind noch Regen sehen; dennoch soll das Tal voll Wasser werden, dass ihr und euer Heer und euer Vieh trinken könnt.“ (2. Könige 3,16-17)

In diesem ausgetrockneten, hoffnungslosen Tal in der Wüste fangen sie nun an, Grube an Grube zu graben, um Wasser zu sammeln für sich und das ganze Vieh. Da war kein Wind und kein Wölklein in Sicht, und die graben Gruben im trockenen Sand. Zuschauer hätten gedacht, sie schaufeln sich ihr eigenes Grab.

– Römer 4,16-20 … gegen Hoffnung auf Hoffnung hin geglaubt hat…

– Hebräer 11,1 Der Glaube ist …ein Ãœberführtsein von Dingen, die man nicht sieht…

Sie erwarteten alles von GOTT! Grube um Grube, Erwartung auf Erwartung haben sie gegraben in der Wüste, im sicheren Glauben daran, dass Gott die Gruben mit Wasser füllen wird, obwohl weder ein Lüftchen noch eine Wolke vorbeizog.

Und der HERR spricht: „Erwarte die Lösung des Dilemmas nicht auf menschlicher, verständlicher Ebene. Ich werde deine Gruben füllen, aber ganz anders als du gedacht hast. Ich tue es auf meine Weise.“

Wie geht es dir in deiner Ehe / deinem Beruf / der Kindererziehung / in deinem Singlesein / mit deiner Gesundheit / in deiner Gemeinde / deinem Dienst ? Bist du gerade in der Wüste? Erwartest du eine Lösung für dein Problem? Und von wo erwartest du die Lösung? Von Lehrbüchern, der Psychologie, durch deine Fähigkeiten oder durch Manipulation? Schaufle ein paar Gruben und erwarte ALLES von Gott.

Diese Grundhaltung Gott gegenüber, ob du ihm noch etwas zutraust oder nicht, diese Grundhaltung bestimmt deinen Alltag. Traust du Gott zu, deine Ehe zu retten, deinen Dienst zu segnen, dir eine Karriere zu geben? Erwartest du noch etwas von Gott oder hast du die Dinge bereits selbst in die Hand genommen, weil Gott deine Bedürfnisse nicht so und zu der Zeit erfüllt hat, wie du es dir vorgestellt hast?

Dann hört man so einen Satz wie: „Ja Gott, ich vertraue dir, wenn…“ Ganz Ähnliches lesen wir in Matthäus 4,3ff: „Wenn du Gottes Sohn bist, dann sprich …“ (eine teuflische Frage) oder in Markus 9,22-23: „Wenn du etwas kannst… so hilf uns! Jesus sprach: Wenn du kannst? Dem Glaubenden ist alles möglich.“

Es ist so oft die „Weisheit dieser Welt“, die das größte Hindernis darstellt, alles von Gott zu erwarten. Wir glauben, je mehr wir wissen von Psychologie, desto besser bekommen wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen in den Griff. Wir wollen mehr Erkenntnis, mehr Einsicht, wollen verstehen, wie der Mensch funktioniert.

– Damit müssten alle Professoren der Psychologie eine glückliche Ehe führen… Damit müssten alle Pädagogen gut erzogene Kinder haben…

„Wir wollen immer MEHR LICHT“ (Goethe).

Wisst ihr, was wir wirklich brauchen? Weniger Licht und mehr Vertrauen auf einen großen Gott! (Jesaja 42,16). Um zum Licht zu gelangen, muss Gott erst einmal alles Licht wegnehmen. (Johannes 9,39-41)

In 2. Könige 3 heißt es in Vers 18 noch weiter: „Das ist noch nicht alles, das ist noch zu gering in den Augen des HERRN.“ ER füllt nicht nur deine Gruben mit Wasser, er rettet nicht nur deine Ehe, er gibt dir auch Moab in deine Hand.

Er will nicht nur deine Ehe retten, er wird sie schön und erfüllt machen. Er gibt dir nicht nur einen Beruf, er wird dir Freude dabei geben. Er gibt dir nicht nur einen Auftrag, einen Dienst, sondern eine Befähigung und eine Erfüllung dazu.

Und in Vers 19 lesen wir weiter: „… so dass ihr wüste machen werdet alle festen Städte und alle auserwählten Städte…“ Ihr werdet nicht nur genug zu trinken haben für euch selbst und euer Vieh, ihr werdet den Feind vernichtend schlagen. Gott wird mir den Sieg geben über den Feind und seine Angriffe. Gott hat den Sieg bereits errungen auf Golgatha, in diesem Sieg dürfen wir leben. „Ich lebe, und ihr sollt auch leben……..“

V 20: „… und es geschah…“ Wasser kam aus der Richtung Edom her, und das Land füllte sich mit Wasser. Und wisst ihr, was der Feind sah? V 21 und 22 „… und als sie sich früh am Morgen aufmachten und die Sonne aufging über dem Gewässer, schien den Moabitern das Gewässer in der Ferne rot zu sein wie Blut…“ Aus ganz unerwarteter Richtung kam die Antwort, kam Leben, das Wasser (aus EDOM = ROT). Es sah aus wie Blut.

Woher haben wir unser Leben, unsere lebendige Hoffnung, warum dürfen wir Erwartung auf Erwartung haben? Wegen des Blutes Jesu Christi, von ihm her kommt die Rettung. Die Geschichte Gottes mit den Menschen ist eine Liebesgeschichte, geschrieben in Blut vor 2000 Jahren auf einem Hügel in Judäa. Und dieser Herr Jesus ist auferstanden am 3. Tag und erfreut sich heute bester Gesundheit. Was erwarten wir von ihm?

21.1.2001

Quelle: www.sermon-online.de

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 30. April 2016 um 18:30 und abgelegt unter Predigten / Andachten.