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Gemeinsame Erklärung der Bischöfe von Afrika und Madagaskar

Dienstag 17. November 2015 von Administrator


In Anbetracht der gegenwärtigen Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent und anlässlich des UN-Gipfeltreffens  in New York (25.-27.9.2015) für den Beschluss einer „post-2015 globalen Entwicklungs-Agenda“

Respektiert, liebt und dient Afrika in Wahrheit!

1. An unsere afrikanischen Oberhäupter von Staaten und Regierungen,
An den Generalsekretär der Vereinten Nationen,
An die Oberhäupter von Staaten und Regierungen mit denen unsere Länder bilaterale oder multilaterale Vereinbarungen unterzeichnet haben,
An die Verantwortlichen von panafrikanischen Institutionen,
An die Verantwortlichen von internationalen Organisationen,
An die Partner von globalen Leitungs- und Entwicklungshilfen,
An die Söhne und Töchter unseres geliebten afrikanischen Kontinents.

2. Wir, die Bischöfe von Afrika und Madagaskar, hier vertreten durch die Präsidenten unserer Bischofskonferenzen oder durch die unterstellten Bischöfe, getrieben von großer Liebe zu Gott und zu allen Menschen, setzen unser Vertrauen in die göttliche Vorsehung, welche alle Dinge zum Besten zusammenfügt für diejenigen, die Gott suchen. Zusammen mit der weltweiten Kirche sind wir eng mit der ganzen Menschenfamilie verbunden und sehen es als unsere Pflicht vor dem Allmächtigen an, in dieser kritischen Stunde internationaler Zusammenarbeit, den folgenden dringenden Aufruf an alle, aber ganz besonders an politische Führer und Leiter internationaler Organisationen zu richten:

3. Habt Mut und verpflichtet Euch, Afrika in Respekt, Liebe und Wahrheit zu dienen. Habt keine Angst, Euch dem menschlichen und spirituellen Beitrag zu öffnen, den der afrikanische Kontinent der Menschheit in dieser Stunde schenken kann, wo die moralische Dekadenz auf anderen Kontinenten zu Zivilisationsschäden geführt hat, die wir Afrikaner nicht wollen! Schützt und verteidigt die jahrhundertealten Werte unseres Kontinents! Sucht und zeigt in erster Linie das Gute für seine Söhne und Töchter! Gebt nicht der dreifachen Versuchung nach von Genuss, Geld und Macht!

4. Wir sind als Pastoren alle zutiefst in unserem Herzen verletzt durch die Attacken auf Leben, die Familie, alles Heilige, die gesunde menschliche Entwicklung unserer Jugend, welche die Zukunft Afrikas darstellt, die volle Blüte der Frauen und Respekt für unsere Alten – Realitäten, für die unsere afrikanischen Kulturen ein so klares Gespür haben. Eigennützige und perverse Interessen bedrängen unseren Kontinent mit einem zunehmenden Tempo, mit unverminderter Aggressivität, und in einer Art, die zunehmend besser organisiert wird und große finanzielle Mittel erhält, um so Individualismus und Hedonismus in unsere Gesellschaft einzuschleusen, die beide unserem Wesen und Streben total fremd sind.

5. Wir bitten Sie daher inständig diese schmutzigen Kampagnen zu beenden, die eine Kultur des Todes auf unserem Kontinent bewirken. Dies hat mit einem erschreckenden Wiederaufleben des Kolonialgeistes zu tun unter dem Vorwand von ansprechenden Begriffen wie Freiheit, Gleichheit, Rechte, Autonomie, Demokratisierung und Entwicklung. Kondome, Verhütungsmittel, Sex-Erziehungsprogramme, die anderswo ausgedacht wurden, rein technischer Natur und jeglichen moralischen Inhalts beraubt, sogenannte „sichere Abtreibungen“ sind Bedarfsartikel geworden, die Afrikanern leichter zugänglich sind als der Zugang zu ganzheitlicher Entwicklung, die wir wirklich so nötig hätten. Es kann nicht länger bestritten werden, dass unter dem wohlklingenden Begriff von „sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten“ solche Programme voll als eine Bedingung für Entwicklungshilfe auferlegt werden. Dies trifft auch für die sogenannte „Gender-Perspektive“ zu, gemäß welcher die Mutterschaft, die kindliche und eheliche Identität eines Menschen und die Heirat zwischen einem Mann und einer Frau „diskriminierende Stereotypen“ sein sollen. Nein! Frauen und Männer in Afrika sind nicht nur Individuen, unabhängig und autonom von ihren Eltern, Ehepartnern und Kindern: Frauen, Männer, Kinder, wir sind alle Personen, geschaffen aus Liebe und zur Liebe, und wir gehören alle zu einer Familie oder Gemeinschaft, sind durch das Leben, ontologisch und emotional miteinander verbunden.

6. Afrikaner werden sich zunehmend bewusst über die fortschreitende Manipulation. Afrika entwickelt sich nicht in Harmonie mit seiner Seele. Die Agenten der Zivilisation des Todes bedienen sich einer zweideutigen Sprache, damit verführen sie Entscheidungsträger und ganze Völker, um sie dadurch zu Partnern im Verfolgen ihrer ideologischen Ziele zu machen. Sie erwählen viele in ihre Partnerschaft, in welcher in Wahrheit sie selbst die Führer sind. Sie nutzen Armut, Schwäche und Unwissen zum eigenen Vorteil aus, um Völker und Regierungen ihrer Erpressung zu unterwerfen.

7. Wir afrikanischen Pastoren möchten nicht, dass die Afrikaner zu „servilen Partnern“ herabgesetzt werden. Dies ist ein neuer Typus von Sklaverei! Wir möchten, dass die Würde unseres Volkes respektiert wird. Nein! Afrika ist nicht ein großer potentieller Markt für die Pharmaindustrie von Verhütungsmitteln und Kondomen. Ja! Afrika wird von Männern, Frauen und Kindern bevölkert, die eine transzendente Würde und eine wunderbare ewige Berufung besitzen. Die afrikanischen Menschen haben eine unersetzliche Mission gegenüber der Menschheit von heute. Sie sind von Gott geliebt! So wie es Papst Benedikt XVI feierlich erklärte: „Heute ist Afrika die spirituelle Lunge der Menschheit“. Heute sind über 50 Jahre seit der Dekolonisation unserer Länder vergangen; ist es da nicht höchste Zeit, dass die afrikanischen Völker frei selbst bestimmen und ihre spezifischen kulturellen Reichtümer der Menschheit anbieten?

8. Mit tiefer Sorge beobachten wir jetzt, dass unsere panafrikanischen Institutionen seit ihrem Beginn unter dem Joch neokolonialistischer Lobbys standen. Im Jahre 2003 veranlassten diese Lobbys die neu gegründete Afrikanische Union zur Annahme des Protokolls zur Afrikanischen Charta für Menschen- und Völkerrechte über die Rechte der Frauen in Afrika, dem ersten internationalen Vertrag, der in schändlicher Weise die Abtreibung als ein grundlegendes Recht der Frau anerkennt. Während es verfügt wurde, um die afrikanischen Völker zu vertreten, ihnen zu dienen und sie zu respektieren, verkaufte die afrikanische Union ihre Souveränität für ein Linsengericht und eine erbärmliche „technische Hilfe“ aus dem Ausland und hochgiftig für Afrika. Innerhalb zehn Jahren haben 48 von den 54 afrikanischen Staaten das Maputo-Protokoll unterzeichnet, und 36 von diesen haben es bereits ratifiziert. Entschlossen dieses durchzusetzen, haben dieselben transnationalen Partner von Verhütung und Abtreibung ihren Einfluss geltend gemacht bei der Afrikanischen Kommission für Menschen- und Völkerrechte, dem „Überwachungsorgan“ für die Durchsetzung der Verträge und Protokolle der Afrikanischen Union durch die Vertragsstaaten.

9. Die afrikanischen Pastoren haben den allgemeinen Kommentar Nr. 2 zu Artikel 14.1 (a), (b), (c), und (f) und Artikel 14.2 (a) und (c) des Protokolls zur Afrikanischen Charta für Menschen- und Völkerrechte über die Rechte der Frauen in Afrika zur Kenntnis genommen, den die Kommission im Mai 2014 verabschiedet hat. Wir beobachten mit größter Besorgnis die Entschlossenheit der wahren Autoren dieses Kommentars – der transnationalen Lobby für „reproduktive Rechte“ – alles für die Vertragsparteien des Protokolls vorzubereiten, um medizinische Abtreibungen zu legalisieren oder straffrei zu erklären, oder um einschränkende Gesetze entsprechend anzupassen; „universellen Zugang“ zum „gesamten Spektrum“ moderner Verhütungsmethoden sicherzustellen; jegliche Barriere zu reproduktiven Gesundsheitsfürsorgediensten abzuschaffen, die sie als „gegründet auf Ideologien und Glaubenslehren“ betrachten; dass sie die Fächer reproduktive Gesundheit in die Lehrpläne der Schulen einführen und sexuelle und reproduktive Rechte in der staatsbürgerlichen Erziehung; dass sie religiöse Führer und traditionelle Oberhäupter für die sexuellen und reproduktiven Rechte der Frauen sensibilisieren; dass sie die Verfügbarkeit einer umfassenden Sexualerziehung für Jugendliche garantieren, usw. Mit welchem Recht dürfen westliche NGOs, welche doch nur ihre eigenen ideologischen Interessen vertreten, Afrikanische Staaten gesetzlich an ihre Vision der Welt binden? Wieso eine derartige Planung und ein derartiger Einsatzwille, um den afrikanischen Kontinent zu verschmutzen und zu pervertieren?

10. Wir afrikanischen Pastoren sind uns bewusst, dass die Zwänge von allen Seiten kommen und nicht juristisch sind. Sie sind auch kulturell, politisch, finanziell und ökonomisch. Die von der Afrikanischen Union in den vergangenen Dekaden angenommenen politischen Erklärungen folgen derselben Agenda. Die Addis-Abeba Deklaration über Bevölkerung und Entwicklung in Afrika nach 2014, von allen unseren Ländern angenommen außer Tschad, ist die letzte bis heute. Die Kampagne zur beschleunigten Reduktion mütterlicher Sterblichkeit in Afrika fördert aktiv Verhütung als ein Mittel zur Verminderung mütterlicher Sterblichkeit! Vorgängig dazu war bereits der Maputo Aktionsplan über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte („Maputo Plan of Action on Sexual and Reproductive Health and Rights“) von den Agenten der westlichen sexuellen Revolution diktiert worden. Diese politischen und ökonomischen Zwänge haben alle nur ein Ziel: die drastische Steuerung und Verminderung der afrikanischen Bevölkerung, die geplante Zerstörung von Ehe und Familie. Wir Afrikaner müssen diesen Plan kategorisch verneinen, der unseren Kontinent vernichtet. Papst Franziskus ermahnt uns zur „Wachsamkeit gegen Kolonisation durch neue Ideologien“: „Es gibt Formen ideologischer Kolonisation, die darauf abzielen, die Familie zu zerstören. Diese sind nicht aus Träumen, Gebeten, Nähe zu Gott oder einem gottgegebenen Auftrag geboren; sie kommen ohne dieses Attribut, und daher sage ich, dass sie Formen von Kolonisation darstellen. Lasst uns nicht die Freiheit zum Auftrag, den Gott uns gab, verlieren, den Auftrag der Familie. Genau wie unsere Völker zu einem bestimmten Punkt ihrer Geschichte reif genug waren, um „nein“ zu allen Formen politischer Kolonisation zu sagen, so müssen wir nun in unseren Familien sehr weise, sehr scharfsinnig, sehr stark sein, um „nein“ zu sagen zu allen Versuchen einer ideologischen Kolonisation unserer Familien.“ Daher können wir die Aufnahme einer umfassenden Erziehung in sexueller und reproduktiver Gesundheit für alle (“Comprehension sexual and reproductive health education for all”) und einen universellen Zugang zu umfassender reproduktiver Gesundheit und reproduktiven Rechten (“universal access to comprehensive sexual reproductive health and reproductive rights”) im gemeinsamen Positionspapier der Afrikanischen Union zur post -2015 Entwicklungsagenda nur beklagen.

11. Die Billionen von verteilten Dollars für die Produktion und Verteilung von Kondomen und Verhütungsmitteln und für die Schaffung von Sex-Erziehungsprogrammen, die nicht allgemeine moralische Normen respektieren, sind ein Skandal, der zum Himmel nach Vergeltung schreit, eine neue Sklaverei zum Dienst am neuen Gott „Geld“. Das klar verfolgte Ziel ist, unter anderen, die wirkungsvolle Steuerung der demografischen Entwicklung in Afrika gemäß dem westlichen Modell, das heute ein Modell mit Nullwachstum geworden ist.

12. Die Stunde zur Entmystifizierung ist gekommen, was globale Regierungsgewalt unter „nationalem Eigentum“ und „länderbestimmten Initiativen“ verstehen. Nein, diese Agenden sind mitnichten afrikanisch! Sie sind von A bis Z durch Afrika-externe Agenten gesteuert: von der Einführung normativer „Entwicklungskonzepte“ wie beispielsweise „Gender“ oder „reproduktive Gesundheit“ bis zur Abfassung politischer und juristischer Dokumente, dann ihre Annahme und Umsetzung und schließlich die Überwachung dieser Umsetzung. Wir appellieren an das Verantwortungsgefühl jener Afrikaner, welche, gekauft durch Geld, mit diesen scheußlichen und tödlichen Agenten kollaborieren. Wir bitten politische und religiöse Führer dringend, welche die schwere Aufgabe haben, unsere afrikanischen Völker zu führen und zu schützen, mit großer Aufmerksamkeit die Dokumente, Strategien und Entwicklungsprogramme globaler Kontrolle verantwortungsbewusst zu studieren und sorgfältig zu analysieren. Diese Dokumente, obwohl sie in ihrer äußeren Präsentation und Formulierung den Eindruck erwecken, Wohlergehen und der Prosperität für alle zu schaffen, sind in Tat und Wahrheit Programme zur Zerstörung der Armen und der menschlichen Werte; somit nicht eine Entwicklung, welche die Würde und Heiligkeit der menschlichen Person und das Wohlergehen der Familie respektiert, wenn sie, oft auf verborgene Weise, die Agenda der westlichen sexuellen Revolution einschmuggeln.

13. Wir, die afrikanischen Pastoren, beobachten heute mit tiefer Betrübnis, dass die „post-2015 globale Entwicklungs-Agenda“ in ihrem gegenwärtigen Zustand der Ausarbeitung in der Richtung fortfährt, die an den Konferenzen von Kairo und Peking beschlossen wurde, und dass zwanzig Jahre nach diesen Konferenzen die damals entstandenen Partnerschaften eine kraftvolle politische und finanzielle Macht geworden sind. Aber solche „Partnerschaften“, in welche sich unsere Regierungen und Völker so leicht engagieren, haben in Tat und Wahrheit den Afrikanern ihre souveräne Freiheit geraubt und ihr Vertrauen verraten.

14. Wir, die Bischöfe von Afrika und Madagaskar wissen, dass unsere Besorgnisse auch von den Gliedern anderer religiöser Konfessionen Afrikas geteilt werden: Christen, Muslime und Nachfolger traditioneller Religionen. Dann gibt es auch jene unserer Völker, die in Kulturen verwurzelt sind, welche die Schönheit und Heiligkeit des Lebens und der Familie zelebrieren. Autoren und Partner – afrikanisch oder ausländisch – der sogenannten Agenden „sexueller Befreiung“, hört doch auf die Stimme Eures Gewissens! Weckt Euer Gewissen auf! Denkt daran, dass jeder Mensch einst vor Gott über seine Taten Rechenschaft ablegen muss.

15. In einem Brief an den byzantinischen Kaiser Anastasius (491-518), geschrieben anno 494, schreibt der afrikanische Papst Sankt Gelasius: „Heiligster Kaiser, ich bitte Sie einen, der der göttlichen Wahrheit verpflichtet ist, nicht als hochmütig zu beurteilen. Ich hoffe, dass vom Römischen Kaiser nicht gesagt werden wird, dass er nicht leidet, wenn ihm die Wahrheit erzählt wird. Es gibt zwei Mächte, Kaiser Augustus, durch welche die Welt hauptsächlich regiert wird, nämlich die geheiligte Autorität der Priester und die königliche Macht. Von diesen hat diejenige der Priester mehr Gewicht, denn diese müssen einst im göttlichen Gericht sogar für die Könige der Menschen Rechenschaft ablegen. Und sei Dir auch bewusst, lieber Sohn, dass, während Dir zusteht ehrenvoll über Menschen zu regieren, Du Dich in göttlichen Dingen demütig vor den Häuptern des Klerus beugen sollst und aus ihren Händen die Mittel Deiner Errettung erwarten.“

16. Der Staat und die internationalen Organisationen sind verpflichtet all das zu respektieren, was alle Männer und Frauen als real, wahr und gut in ihrem Gewissen und Herzen anerkennen. Sie sind gebunden, die Transzendenz, die zentrale Bedeutung und die wertmäßige Überlegenheit der Familie, gegründet durch Heirat eines Mannes und einer Frau, von Mutterschaft und Leben und von Religion zu ehren. Sie sind verpflichtet, den Menschen zu dienen wie sie sind und sein möchten, verwurzelt in einer reichen Diversität von Kulturen. Mögen doch die Grundsätze der Entwicklungspolitik radikal in diese Richtung geändert werden!

17. Unsere Wünsche, unser Begehren, unser Gebet, unsere pastoralen Bemühungen sind, dass in dieser Ära der Globalisierung Afrika heute der Menschheit seinen einzigartigen und unersetzlichen Beitrag schenken kann, entsprechend den Gaben, die es von Gott empfangen hat und die ihm gehören.

Accra (Ghana), 8.-11. Juni 2015

Quelle: http://aleteia.org

Übersetzung Dr. Manfred Koebel, Kölliken (Schweiz)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 17. November 2015 um 8:28 und abgelegt unter Christentum weltweit, Demographie, Gesellschaft / Politik.