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Warum ich als Christ nicht homosexuell leben kann

Donnerstag 16. Juni 2005 von Offensive Junger Christen


Offensive Junger Christen

Warum ich als Christ nicht homosexuell leben kann
Sieben ganz persönliche Gründe

Fliehe die Begierden der Jugend! Jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen. (2. Timotheus 2, 22) Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist, du weißt ja, von wem du gelernt hast, und daß du von Kind auf die heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. (2. Timotheus 3, 14)

Persönliche Vorbemerkung

Als Jugendlicher entdeckte ich bei mir starke homosexuelle Gefühle. Sie nahmen dermaßen zu, auch verstärkt durch negative Erfahrungen, daß ich meinte, gar nicht anders zu können, als sie zur Leitlinie meines Handelns zu erklären. Es war mir einfach nicht vorstellbar, daß ich dagegen ankämpfen könnte oder daß es einen anderen Lebensweg für mich geben könnte, als meine Neigungen auszuleben. Die Intensität dieser Gefühle dominierte mich vollständig.

Auf der anderen Seite wollte ich als bewußter Christ und in meiner Lebensgestaltung den Willen Gottes an die erste Stelle setzen. Ich wußte durch meine Beschäftigung mit der Bibel, daß die Aussagen zur ausgelebten Homosexualität durchgängig negativ waren. Obwohl mir das auf den ersten Blick nicht paßte, wollte ich nicht einfach darüber hinweggehen. So begann ich, sowohl intellektuell als auch gefühlsmäßig nach einer Lösung des Konfliktes zu suchen, in dem ich mich befand.

Im Lauf der Jahre haben sich bei mir Grundüberzeugungen gebildet, die für mich lebensprägend geworden sind und die ich hier weitergeben möchte. Ich tue dies anonym, weil ich die Angriffe, Verleumdungen und Belästigungen, die von manchen Vertretern der homosexuellen Lobbygruppen, seien sie nun innerhalb oder außerhalb der Kirche, schon am eigenen Leib erfahren habe und mich davor schützen möchte. Dabei will ich gleichzeitig betonen, daß ich jeden Anders­denkenden und Anderslebenden respektiere, mich nicht als Richter über ihn oder sie aufspiele, und daß ich nach wie vor Freunde habe, die bewußt homosexuell leben. Genauso wie ich ihre Lebensentscheidung akzeptiere, akzeptieren auch sie meine Entscheidung gegen einen homosexuellen Lebensweg. Durch diese echte Toleranz sind Begegnung und Gespräch, ja sogar Freundschaft auch über die unterschiedlichen Grundüberzeugungen hinweg möglich. Darüber freue ich mich. Da ich aber erfahren habe, daß nicht jeder zu dieser Differenzierung bereit oder in der Lage ist, schreibe ich diese Zeilen ohne Namensnennung. Sie entsprechen meiner Auffassung und sind deshalb bewußt betitelt: „Warum ICH als Christ nicht homosexuell leben kann“.

1. Ich nehme die gemeinsame Tradition
der gesamten christlichen Kirche ernst.

Als Christ bin ich Teil einer die Zeiten und Länder übergreifenden Gemeinschaft. Nicht ich erfinde den christlichen Glauben neu, sondern ich steige ein in eine Glaubens- und Lebensgeschichte der weltweiten Kirche.

Von Anfang an stand christliche Existenz im Widerspruch zu herrschenden Auffassungen und Gewohnheiten. In der Auseinandersetzung mit der römisch-hellenistischen Kultur sahen sich Christen in der bewußten Nachfolge Jesu gerufen, anders zu leben als ihre Umwelt. Sie nahmen die gemeinsame Überzeugung der Urkirche auf und führten sie weiter, nicht nur in Fragen des Glaubens, sondern auch gerade in Fragen der Lebensgestaltung. Für sie gab es keine Trennung zwischen Glauben und Leben. Leben in der Nachfolge Christi war etwas Ganzheitliches, Eindeutiges, Erkennbares. Schon die frühchristliche Schrift „Didache“ oder „Zwölfapostellehre“ nahm an der Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert n. Chr. eindeutig Stellung: „Das zweite Gebot der Lehre: Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht Knaben schänden. Du sollst nicht Zauberei treiben. Du sollst nicht das Kind im Mutterschoß töten und nicht das Neugeborene umbringen.“

Auch Polykarp, Bischof von Smyrna, der im Jahre 155/156 als Märtyrer starb, schrieb: „Desgleichen müssen auch die jungen Männer in allen Stücken untadelig leben, vor allem auf Keuschheit bedacht sein und sich im Zaum halten vor allem Bösen. Denn es ist gut, sich zurückzuhalten von den Begierden der Welt, weil jede Begierde gegen den Geist kämpft, und weder Hurer, noch Weichlinge, noch die beim Manne liegen, das Reich Gottes erben werden, noch überhaupt, die das Unstatthafte tun. Daher ist es notwendig, sich von alledem fernzuhalten.“

Gelebte Homosexualität war nach der Glaubensüberzeugung der Christen aller Jahrhunderte gegen den offenbarten Willen Gottes. Diese Überzeugung war bis vor kurzem gemeinsamer ökumenischer Konsens. Erst in der Folge der sogenannten sexuellen Revolution hat sich vor allem in manchen protestantischen Kirchen des Westens eine Umwertung von Lebensstilfragen ausgebreitet. Diese Entwicklung stößt in den orthodoxen und orientalischen Kirchen ebenso auf Befremden und Unverständnis wie in den lebendigen jungen Kirchen Afrikas und Asiens. Auch die römisch-katholische Kirche kann sich dieser Neubewertung nicht anschließen. Die westlichen protestantischen Kirchen, die sich die Neubewertung oder sogar Propagierung (z.B. durch Synodenbeschlüsse zur Segnung) sogenannter „alternativer Lebensformen“ zu eigen gemacht haben, kommen in ein ökumenisches Abseits, obwohl sie sicher im Trend des nachchristlichen geistigen Klimas der westlichen Welt liegen und damit ihre „politische Korrektheit“ diesen Kräften gegenüber beweisen.

Überzeugen kann mich das alles aber nicht, da ich keine geistige oder geistliche Grundlage erkennen kann, die mir zeigt, daß die gesamte Weltkirche bislang in einer falschen Bewertung gefangen gewesen sein soll.

2. Ich bin als evangelischer Christ in meinem Gewissen
an die Heilige Schrift gebunden.

Das kann mir niemand abnehmen. Es ist nicht gut und ratsam, etwas gegen das Gewissen zu tun, hat schon Martin Luther gesagt. Als evangelischer Christ ist für mich das Zeugnis der Heiligen Schrift bindend, auch in Fragen der Ehe und Sexualität. Es ist deutlich, daß Gott den Menschen in der Zuordnung und gegenseitigen Ergänzung von Mann und Frau geschaffen hat. Diese Grundordnung der Ehe sollen wir nicht brechen, wie schon in den Zehn Geboten ausgesagt ist. Die biblischen Abschnitte, die über ausgeübte Sexualität zwischen Gleichgeschlechtlichen sprechen, (3. Mose 18, 22; 3. Mose 20, 13; 1. Kor 6, 9-11; Römer 1, 18ff, 1; 1. Tim 1, 10 und andere) sind alle warnend und ablehnend. Ich habe in all meinem Nachforschen keine überzeugenden theologischen Argumente gefunden, die das Gewicht des biblischen Zeugnisses abändern könnten. Als Christ nehme ich die Bibel ganz ernst, also auch dort, wo es mir nicht leicht fällt.

3. Ich glaube nicht an den Mythos, daß ein Mensch alles,
was er fühlt, auch ausleben muß bzw. daß Gefühle
unabänderlich sind.

Ich bin als Mensch mehr als die Summe meiner Gefühle. Meine Gefühle, unbewertet und ungelenkt, führen mich häufig in eine destruktive Richtung. Die Total-Psychologisierung des Lebens ist eine Sackgasse. Emotionen sind beeinflußbar, z.B. durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen. Auch homosexuelle Gefühle sind kein von oben verhängtes Schicksal, sondern das Ergebnis bestimmter Ereignisse in der persönlichen psychosexuellen Entwicklung. Die wissenschaftliche Literatur belegt unzählige Beispiele von gefühlsmäßiger Veränderung bei homosexuell empfindenden Männern und Frauen. Diese Tatsachen kann und will ich nicht verdrängen, sondern wahrnehmen und ernstnehmen.

4. Ich habe entdeckt, daß homosexuelle Impulse aus unreifen inneren Haltungen und ungelösten Identitätskonflikten herrühren und aufgelöst werden können.

Bei der Durcharbeitung hilfreicher Literatur und der analytischen Aufarbeitung meiner Lebensgeschichte habe ich die Gründe für meine auf Mitglieder des gleichen Geschlechts gerichteten emotionalen Wünsche erkennen und durchleuchten gelernt. Dabei ist mir deutlich geworden, daß die homosexuellen Impulse der Ausdruck tieferliegender ungelöster Konflikte bzw. Identitätsverunsicherungen sind, die ich nicht durch „schnellen Sex“ überdecken kann und will. Umgekehrt habe ich eine Verminderung und Abnahme der Intensität homosexueller Wünsche erfahren, als ich mich den tieferliegenden unreifen Gefühlshaltungen und Identitätskonflikten stellen konnte. Ich habe als Ergebnis dieser Wahrnehmung einen für mich wichtigen Entschluß gefaßt: Ich möchte als Mensch nicht auf einer unreiferen Stufe stehenbleiben, sondern in die Ganzheitlichkeit der männlichen Identität in ergänzendem Gegenüber zu einer Frau hineinwachsen. Dieser Weg der Veränderung hat mich in eine erfüllende Ehe hineingeführt.

5. Ich weiß, daß – entgegen mancher öffentlichen Darstellung – die Wirklichkeit der homosexuellen Lebensweise von Promiskuität geprägt ist.

Zahllose soziologische und sexualwissenschaftliche Studien belegen, was jeder Betrachter der homosexuellen Szene unschwer wahrnehmen kann, wenn er nicht die Augen davor verschließen will: die homosexuelle Lebensweise, besonders bei Männern, ist extrem promisk. Die Suche nach immer neuen Partnern und flüchtigen sexuellen Begegnungen sind notwendiger Ausdruck der inneren Suche des homosexuell empfindenden Mannes. Mir ist bei meiner eigenen Suche nach Veränderung deutlich geworden, daß dies ein fast zwangsläufiger Tatbestand ist, der die Lebenswirklichkeit der Mehrheit der homosexuell Lebenden kennzeichnet: Der homosexuelle Impuls ist ein ich-gerichteter Impuls, der teilweise zwanghafte Züge hat und auch häufiger als meist zugegeben zu Zwanghaftigkeiten, z.B. sexsüchtigem Verhalten, führt. Diese selbstbezogene Emotionalität ist letztlich der Versuch der Lösung innerer Konflikte durch die ausgelebte Sexualität. Ich habe den Sog homosexueller Praktiken, die in vielen Fällen nach immer intensiveren oder extremeren „Kicks“ verlangen, erkannt und nehme das lebensverengende Suchtpotential ernst, das in der homosexuellen Lebenspraxis vorhanden ist.

6. Ich habe das Potential tiefer, nicht-sexueller Freundschaften zu Männern entdeckt, die nicht emotional abhängig machen, sondern aufbauen.

Was ich in homosexuellen Phantasien und Beziehungen gesucht, aber nicht gefunden habe, nämlich die tiefe, echte Freundschaft, habe ich in nicht-sexuellen Freundschaften mit Männern erleben können – jenseits aller emotionalen Spielchen und Abhängigkeiten. Sie bereichern mein Leben so, wie es die gesuchte sexuelle Verschmelzung mit homosexuellen Partnern nicht konnte. Dabei entdecke ich, daß ich in meiner männlichen Identität gestärkt werde und auch meinerseits andere in ihrer Identität bestätigen kann. Diese Freundschaften sind nicht exklusiv oder einengend und machen weder süchtig noch abhängig; sie sind von Freiheit, Respekt, Wärme und Brüderlichkeit gekennzeichnet. Sie setzen ein ungeheures Potential frei, weil sie nach vorn gerichtet und zu anderen hin offen sind.

7. Ich habe als oberstes Ziel meines Lebens erkannt,
Christus zu lieben und in sein Bild umgewandelt zu werden.

Die Berufung, als Christ zu leben, umfaßt mein ganzes Leben. Ich will ein Nachfolger von Jesus sein und ihn immer mehr erkennen. Ihn will ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden (Phil 3, 10). Jesus Christus ist für mich als Christ Anfang, Mitte und Ziel meines Lebens. Er soll mir in seiner erbarmenden Liebe, Reinheit, Wahrhaftigkeit, Schönheit und Selbstlosigkeit vor Augen stehen. Dabei werde ich selbst verändert: Wir alle sehen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn und werden verwandelt in sein Bild (2. Kor 3, 18).

Dieser Weg der Identifizierung mit Christus führt uns in unsere wahre Identität hinein. Das Leben wird, wenn auch hier nur stückweise, heil und hell. Diese Erfahrung ist für mich die Grundlage für alles andere. Das Geschenk dieses Lebens ist, daß ich ein Segen für andere sein kann, daß mein Leben fruchtbar wird und Frucht bringen darf durch die Verbindung mit Jesus Christus (vgl. Joh 15, 1ff).

Sieben Gründe, anders zu leben. Was ich aufgegeben habe, ist nichts im Vergleich zu dem, was ich gewonnen habe. Was zuerst wie ein Opfer erschien, ist zu einer Quelle des Segens geworden.

Quelle: Salzkorn 2/2005, Bei deinem Namen gerufen. Unterwegs zu Identität und Berufung. S. 114-117.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 16. Juni 2005 um 16:36 und abgelegt unter Sexualethik.